Artikel:
Mondmensch, oder: Neulich im Forum
Nicht nur Tagesordnung
Leserbrief:
von Dr. Udo Jung
Didaktikecke:
Augen zu und los! (Unterrichtsvorschlag)
Das Stundenprotokoll (Unterrichtsvorschlag)
Das Archiv:
Aktuelle Veröffentlichungen von Lektoren
Profile - alt und neu:
Volker Fuhrt
Claudia Schmidhofer
Kirstin Pagels
Verena Holler
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie Ihnen sicher aufgefallen ist, bleibt es diesmal bei einer 8seitigen Ausgabe. Das liegt keinesfalls an den Einsendungen für das Archiv, um die wir Sie gebeten hatten. Im Gegenteil, wir mussten auswählen und haben uns auf in diesem Jahr bereits veröffentlichte Beiträge beschränkt. Wir bitten dafür um Ihr Verständnis. Beziehen sich diese Artikel diesmal ausschließlich auf unser engeres Arbeitsgebiet, so zeigen die Profile "alter" und neuer Kolleg(inn)en einmal mehr, dass Deutschlektor(inn)en in Japan eben nicht nur einfach Deutschlektor(inn)en in Japan sind.
Tja, was haben wir außerdem zu bieten? Wir haben Post, einen Brief aus dem kühlen, fernen Deutschland, und können Ihnen somit - wenn auch mit leichter Verspätung - den ersten Leserbrief in der Geschichte des Lektorenrundbriefs präsentieren! Er bezieht sich auf einen schon etwas zurückliegenden Artikel in Heft 6 zum Tafelanschrieb - auf der Lektorenhomepage jederzeit nachzulesen. Dass sich unser Leserkreis nicht nur auf Japan beschränkt, zeigt auch einer unserer Artikel, für dessen mühevolle Ubersetzung aus dem Mondischen wir unserem Redaktionsmitglied Stefan Hug recht herzlich danken. Der Beitrag stammt von einem Nicht-Erdling, der mit dem ihm eigenen Humor die jüngsten Außerungen im E-Forum aufs Korn und auf die Schippe nimmt. Beim zweiten Artikel handelt es sich um die An-, Ein- und Draufsichten eines Teilnehmers an einer Lektorenfortbildung des DAAD, die im letzten Mai stattfand. Die beiden Beiträge zur Didaktikecke kommen wie immer aus der Praxis und bedürfen, besonders angesichts des sommerbedingt erhöhten Getränkeverzehrs, erfreulicherweise nur weniger Vorbereitung. Am Schluss dann noch die Termine, bei deren Lektüre Sie ohne weiteres gleich wieder Lust auf's Reisen bekommen dürfen.
Mit der Bebilderung des letzten Rundbriefs hatten wir ja schon auf DAS kommende Ereignis in Japan und Korea angespielt. Genau, die Fußballweltmeisterschaft im Jahre 2002. Die Kolleg(inn)en in Korea haben deshalb bereits die nächste Ausgabe ihrer Lektorenzeitschrift dem Thema "Fußball" gewidmet. Redaktionsschluss ist September 2001. Sollten Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, in den Sommerferien Zeit und Lust haben, sich mit diesem Thema in der einen oder anderen Weise auseinander zu setzen, würde sich Thomas Schwarz über Beiträge freuen. Hier noch einmal seine E-mail-Adresse: [email protected]. Genaueres zu den Aktivitäten in Korea finden Sie im Lektorenrundbrief 14, Seite 6.
Die Redaktion des vorliegenden Rundbriefs lässt sich noch ein wenig Zeit und wird das erste Heft im nächsten Jahr (voraussichtlicher Erscheinungstermin April / Mai 2002) diesem Ereignis widmen. Denn eins steht fest: Auch wenn es in Japan bereits eckige Wassermelonen gibt, so bleibt das rollende Leder vorerst doch noch rund. Auch für diese Ausgabe sind Artikel von Ihnen wie stets sehr willkommen!
Mit den besten Wünschen für erholsame und schöne Sommerferien,
die Redaktion
... Ja, ganz richtig, ich bin nicht von hier. Auch nicht aus der näheren Umgebung. Genau genommen komme ich vom Mond, aber das ist eine lange Geschichte, deren Einzelheiten hier nichts zur Sache tun. Es dürfte genügen, wenn ich zugebe, mehr aus Versehen auf der Erde gelandet zu sein, im Rahmen einer Butterfahrt, wie Sie solche Reisen wohl nennen. Richtig, mit Verkaufsveranstaltung. Rheumadecken, die haben wir nämlich nicht, auf dem Mond. Anfangs war es eine ziemliche Umstellung, schon wegen der veränderten Gravitations- verhältnisse. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Na ja, sagen wir: fast alles, abgesehen vielleicht von dem ewigen Lärm und der Unterbrechung der Werbeblöcke im Fernsehen.
Geholfen hat mir beim Einleben, dass ich auf einen Ort gestoßen bin, der meiner Heimat, dem Mare Tranquillitatum, aufs Haar gleicht: das E-Forum der deutschprachigen Lektorinnen und Lektoren in Japan. Dort herrscht, oder sollte ich sagen: herrschte eine ganz wunderbare Stille. Oft rührte sich wochenlang gar nichts. Dann ein kurzes Blinken auf dem Bildschirm und dann wieder: nichts. Stille. Lange Zeit waren Außerungen dort eher Akzente in der Stille als Grund zur Beunruhigung. Aber die Ruhe ist in Gefahr.
Was einzelne dazu brachte, sich am Genius loci zu vergehen, ist nicht leicht zu rekonstruieren. Es wurden Namen genannt, von denen unklar ist, ob sie auch einen Träger haben (weshalb ich einige Zeit vermutete, es handle sich um eine Art Stammesritual). Einmal wurde sogar der ehemalige Minister für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik erwähnt. Es wurde auf Ereignisse verwiesen, die sich in grauer Vorzeit abgespielt haben müssen. Im Furor teutonicus wurden längst entschwundene Bewohner des E-Forums wiederbelebt. Ein merkwürdiges Schauspiel. Der Bildschirm blinkte wie wild. Hätte ich Zehennägel, so hätten sie sich mir sicher aufgerollt. Mein Gesicht verlor sein gesundes Safrangelb. Zu allem Uberfluss kamen dann auch noch Unmengen von Beiträgen, die mehr Ruhe anmahnten. Unmengen, ich übertreibe nicht! Es war, mit einem Wort, entsetzlich.
Den Hintergrund für diese Aufwallung bildeten, so scheint es mir jedenfalls, alte Stammesrivalitäten. Schon Tacitus schreibt ja über die fürchterlichen Verheerungen, die die germanischen Stämme untereinander anrichten. (Ja, Sie vermuten richtig, ich habe mich ein bisschen mit dem Lateinischen beschäftigt, auf dem Mond oben glauben wir, dass nur eine tote Sprache eine gute Sprache ist.) Anscheinend sind von den alten Stämmen nur noch zwei übriggeblieben, die Rundköpfe und die Spitzköpfe. Wie sie sich zu den ursprünglichen Stämmen der Sachsen, Schwaben, Hessen, Bajuwaren usw. verhalten, ist unklar. Die Begriffe 'Rund-' und 'Spitzköpfe' sind übrigens bloße Hilfskonstruktionen: Viele Spitzköpfe sind eher rund und viele Rundköpfe deutlich zugespitzt. Natürlich bestreiten beide Lager jedwede Ahnlichkeit. Von außen betrachtet sind sie jedoch kaum auseinanderzuhalten, weshalb viele von ihnen Floskeln wie "Ich als Rundkopf" oder "Wir Spitzköpfe" in ihre Rede einstreuen. Was das alles bedeutet, ist schwer zu sagen.
Klar ist aber, dass diese beiden Volksstämme ganz und gar nicht gut aufeinander zu sprechen sind, was immer der Grund dafür sein mag, sollte es wirklich einen Grund geben. Ich glaube bemerkt zu haben, dass die Germanen auch gern auf einen solchen verzichten, wenn sie sich nur in die Haare kriegen können.
Dabei sitzen sie, wenn ich mir diese Metapher gestatten darf (auf dem Mond sind Metaphern verpönt, weil ihre Bedeutung meistens nicht restlos geklärt werden kann, deshalb bin ich in dieser Hinsicht noch ein wenig ungeschickt), auf dem Tümpel ihres E-Forums ja doch im selben Boot. Alle haben sie Zehennägel und eine ekelhafte Gesichtsfarbe, ein graubräunliches Rosa von erlesener Scheußlichkeit. Außerdem leckt das Boot, das sie sich teilen. Sogar gewaltig. Die germanische Sprache ist nämlich im Begriff, sich in eine tote zu verwandeln, zumindest in diesem Winkel der Welt. Wie es in Germanien steht, weiß niemand so recht, aber angeblich arbeitet man auch dort daran. So nennt man die Einladung zu Seminaren heute "C(c)call for (of) papers", worunter sich dann niemand so recht etwas vorstellen kann.
Einen Hoffnungsschimmer für das E-Forum gibt es jedoch: Unter den massenhaften Rufen nach Ruhe gab es auch vereinzelte Stimmen, die forderten, einen sog. "Koordinator" einzusetzen, der endgültig für Ruhe sorgen soll. Diesen Koordinator muss man sich wohl so ähnlich wie einen Terminator vorstellen, eine Idee, die mir ganz ausnehmend gut gefällt. Der Koorditerminator könnte für Ruhe (und Ordnung) sorgen und diese dann ab und zu durch ein kurzes Blinken auf dem Bildschirm akzentuieren, wie in den guten alten Zeiten. Zensur ist das natürlich nicht. Oder nur ein bisschen. Sollten sich die Bewohner des E-Forums damit nicht anfreunden können, gibt es noch eine andere Möglichkeit: Man könnte zwischen den beiden verfeindeten Volksstämmen eine Mauer errichten (im Mauerbau kennen sich die Germanen aus) und das E-Forum teilen. Dann hätte ich zwei Residuen und Gelegenheit zum Tapetenwechsel, hätte ich mich zu sehr an die Stille des einen Forums gewöhnt. Aber vielleicht fliege ich auch demnächst zum Mond zurück, mit meiner Rheumadecke im Gepäck.
S.H.
(Das Neueste zum Thema ist übrigens nachzulesen bei: Tacitus, Publius (?) Cornelius: De origine et situ Germanorum)
Impressionen und Fakten zur DAAD-Lektorenfortbildung zum Thema Stipendien am 11.5.2001 in Tokyo
Der Weg zum OAG-Haus
Morgens ging ich zu einer durchaus christlichen Uhrzeit den Weg vom Bahnhof
Aoyama zum OAG-Haus, ein Weg, der vielen in Japan lebenden und im Lehrberufe
stehenden Deutschen bekannt sein dürfte. Wie immer nahm ich den Umweg durch
den kleinen Park. Noch einmal Japan in konzentrierter Form. Natürlich ist
der Park durch Elemente der japanischen Gartenkunst geprägt. Jedoch ist
das nicht das eigentlich Dominierende in meiner Wahrnehmung. Es ist der Lärm,
der Straßenlärm, der diesen Park umgibt. Ich habe einmal in Tokyo
ein Foto gemacht, einen Tempel mit Strommasten davor. Alle Japaner, ohne Ausnahme,
hielten diese Kombination für unpassend. Das ist das moderne Japan, in
dem das Alte gut aufgehoben ist und so weiterbesteht. Natürlich gibt es
so etwas auch in Deutschland. Dort ist es aber für mich weitgehend unsichtbar
durch Gewöhnung. Die Loslösung von dieser Perspektive ist nur durch
einen Wechsel in ein anderes Land zu erzielen.
Dörfliches Empfinden
Jedem Menschen ist das Gefühl bekannt. Alle auf der Party scheinen sich
zu kennen, bloß ich kenne nur die Gastgeberin*, die sich jetzt irgendwo
herumtreibt und fürchterlich beschäftigt ist. Auf dem Lektorentreffen
in Nagoya hatte mich auch dieses Gefühl beschlichen und auch auf dieser
Lektorinnenfortbildung schien es wieder so. Ich weiß, dass die deutschsprachige
Welt in Japan klein ist und so kennt man sich. Dies gilt übrigens genauso
auch für die japanische Welt in Berlin. Da gibt es kulturelle Anlaufpunkte
im engeren Sinn, in Tokyo vielleicht das OAG-Haus mit Goethe und DAAD, in Berlin
ist es für Japaner das Deutsch-Japanische Zentrum. Die japanische Kultur
im erweiterten Sinn wird in Berlin repräsentiert durch japanische Restaurants
und das obligatorische Sukiyaki auf den Speisekarten der chinesischen. Stehen
als Aquivalent in Japan vielleicht die Bäckereien? Aber Dorf und Dorf sind
sich nicht gleich. Es gibt Dörfer, die so eng sind, dass das gegenseitige
Kennen nur den Gedanken an Flucht aufkommen lässt und es gibt Dörfer,
in denen man sich kennt und hilft und doch jeder seiner Wege geht.
Tagesordnung
Auf jeden Fall war die Fortbildung des DAAD mit der Bildung von Wissen verbunden.
Die wichtigsten vier Stipendienprogramme des DAAD (Jahresstipendien, Forschungskurzstipendien,
Sommerkurzstipendien, Studien- aufenthalte) wurden der Reihe nach besprochen.
Forschungskurzstipendien und Studienaufenthalte, die an japanische Kolleginnen
gehen können, wurden etwas kürzer behandelt. Hier konnte das Gerücht
widerlegt werden, DAAD-Stipendien für japanische Universitätsmitarbeiter
(für Professorinnen und Dozenten, hijokin sind eingeschlossen) seien nur
bis zu einem bestimmten Alter zu vergeben. Wichtig ist in jedem Fall ein Kontakt
zu einem deutschen Hochschulangehörigen. Dies gilt auch für das Stipendium,
dem die meiste Zeit gewidmet wurde, das Jahresstipendium, wo eine betreuende
Professorin oder Dozentin in Deutschland eine wichtige Voraussetzung für
die Vergabe bedeutet. Entscheidend ist der Forschungsplan, der als lesbarer
Text den eigenen Ansatz der Antragsstellerin in Bezug auf die Forschungslage
darstellt. Liegt ein vielversprechender Forschungsplan vor, wird die Bewerberin
zum Auswahlgespräch eingeladen. 2 Kommissionen, hochkarätig besetzt
mit 12 Professorinnen, befragen den Bewerber ca. 20 Minuten lang auf Deutsch,
Japanisch oder Englisch. Im Falle von Naturwissenschaften oder Technik wird
auf deutsche Sprachkenntnisse weniger Wert gelegt, bei Sozial- oder Geisteswissenschaften,
besonders bei Germanistik, sind die Sprachkenntnisse ein (wenn auch nicht der
wichtigste) Faktor der Bewertung. Nach welchen Kriterien die Stipendien vergeben
werden, erzählte Gabriele Strumpp, als Mitglied der (geisteswissenschaftlichen)
Auswahlkommission bestens mit der Materie vertraut. Kompetent auch die DAAD-
Referentinnen Shigeko Yoneda (Jahresstipendien) und Akiko Terasaki (alle übrigen
Stipendienarten). Entscheidend ist die Verwirklichungsmöglichkeit des Forschungsplanes,
der auf 2 bis 3 Jahre angelegt sein sollte, auch der Kontakt zum betreuenden
Dozenten in Deutschland sollte gut sein (das kann nach der Ubereinstimmung vom
Spezialgebiet des Betreuers mit dem Forschungsplan beurteilt werden.) Auch die
aussagekräftige Beurteilung des japanischen Betreuers und ein Sprachzeugnis
der Lektorin spielen eine Rolle. Wenn sich der Bewerber die Arbeit gemacht hat,
einen Forschungsplan zu erstellen, sind seine Chancen, ein Stipendium zu bekommen,
ungefähr eins zu drei (im Jahr 2000 gab es 108 Bewerber für 26 Jahresstipendien
und 11 Anerkennungs- stipendien, die geringere Leistungen bieten). Viele Bewerberinnen
bekommen erst beim zweiten oder dritten Anlauf ein Stipendium.
Eine gute Vorraussetzung für den Erhalt eines Jahresstipendiums ist, wenn die Bewerberin schon vorher ein Sommerkurzstipendium erhalten hatte. Diese sind (nicht nur, aber) auch Sprachstipendien. Der Stipendiat kann einen oder zwei Monate lang einen Sprachkurs besuchen. Es gibt zwei Programme: Sommerkurzstipendien beim Goethe-Institut, wo für einen zweimonatigen Kurs 10 Stipendien zur Verfügung stehen und die Hochschulsommerkurse (an einer beliebigen Hochschule), wo für einen einmonatigen Kurs 15 Stipendien angeboten werden. Die Kurse sind nicht nur für Germanistinnen gedacht, aber die Studentinnen müssen in ihrem Studium einen eindeutigen Deutschland-Bezug erkennen lassen. Für die Goethe-Kurse muss die Studentin mindestens Grundstufe 1-Kenntnisse nachweisen können, für die Hochschulsommerkurse ist die Mittelstufe 1 Voraussetzung. Die Nachweise sind durch ein Sprachzeugnis des Lektors zu erbringen. Aber auch die akademischen Fähigkeiten der Bewerberin, die durch Nachweise eines betreuenden Hochschullehrers zu belegen sind, spielen für die Stipendienvergabe eine gewichtige Rolle. Besonders wichtig ist auch die von der Bewerberin zu verfassende Begründung für einen Stipendienwunsch. "Ich möchte das Land von Goethe und Th. Mann kennenlernen", ist als Begründung nicht sehr aussagekräftig. Wie eine originelle und aussagekräftige Begründung aussehen kann, ist auch vom Lebenslauf der Bewerberin abhängig
Routinen
Das Ende der Konferenz bedeutete auch das Ende der sprachlichen Seligkeit. Die
wunderbaren Begebenheiten, die in Japan zum Staunen einladen, die obgleich so
selbstverständlich wie Kaffeetassen zu Objekten des Nachdenkens werden
können, haben aber natürlich auch ihre Tücken. Leider braucht
das Nachdenken Zeit, manchmal zu viel Zeit. Manchmal möchte man staunen
und doch routiniert die richtige Richtung finden. Dass dies nicht immer funktioniert,
bemerkte der Autor dieses Artikels, als er nach gemeinsamem Umtrunk nach der
Sitzung in der U-Bahn, leider, kurz entschlossen in den falschen Zug einstieg.
Er blickte noch in die verständnislosen Gesichter von Till Weber und Stefan
Hug, als er in die falsche Richtung davonfuhr.
Aber auch wenn solche irritierend fehlfunktionierenden Routinen und die damit verbundene Langsamkeit oder Abhängigkeit von Kollegen, Kanji-Lexika oder Ehefrauen oft frustrieren, so erscheint es mir in Momenten des Nachsinnens zwar nicht unbedingt gut, die falschen U-Bahn-Richtungen kennen zu lernen, aber durchaus lohnend, das Gefühl wieder zu entdecken, der Routine endlich wieder einmal entronnen zu sein. Eine Spur Relativismus, für begrenzte Zeit.
Alexander Imig
*Auf Vorschlag einer Kollegin, die es vorzieht anonym zu bleiben, benutze ich manchmal die männliche Form, manchmal die weibliche, ohne Bezug zu einem bestimmten Geschlecht. Ich möchte damit Geschlechtsneutralität ausdrücken, ohne automatisch die männliche Form zu verwenden.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Durch Zufall bin ich auf Ihren Lektoren-Rundbrief Nr.6 und den darin erhaltenen Beitrag von Peter Harant gestoßen. Als Autor eines eigenen Beitrags über Tafelbilder habe ich mich natürlich sofort auf diesen lesenswerten Aufsatz gestürzt, und ich muss sagen, dass er in der Kürze der Zeit so manchen beherzigenswerten Hinweis gibt. Dennoch erlaube ich mir, Ihnen eine Kopie meines Aufsatzes zu schicken - was immer Sie damit anstellen mögen. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn die von Peter Harant angestoßene Diskussion fortgeführt würde. Meine guten Wünsche für die erfolgreiche Weiterarbeit am Rundbrief begleiten Sie.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Udo O. H. Jung, Universität Bayreuth
(Anm. der Red.: Der Artikel von Dr. Jung (in: ders. (Hg.), Praktische Handreichung für Fremdsprachenlehrer, Frankfurt u.a.O.: Peter Lang, 3.Aufl. 2001, S.168-175) ist erhältlich über Till Weber ([email protected] oder Tel./Fax 098-877 4441). Alte Ausgaben des Lektorenrundbriefs sind beim DAAD -Büro Tokyo zu bekommen.)
(Vorschlag für eine Unterrichtseinheit von 90 Minuten)
Vor einigen Jahren, noch lange bevor ich selbst anfing, richtig in Japan zu leben, lernte ich während eines Praktikums in Mishima einen Veteranen des Deutschunterrichts in Japan kennen, der mich aufgrund seiner Persönlichkeit und der Tatsachen, dass er gutsituiert, glücklich mit einer Japanerin verheiratet, und des Japanischen in einer mir unbegreiflichen Vollendung mächtig war, so stark beeindruckt hat, dass ich ihn mir beinahe zum Vorbild genommen hätte. Die Parallelen sind offensichtlich. Ich bin jetzt ebenfalls glücklich verheiratet, wenn auch nicht mit einer Japanerin, des Japanischen bin ich zwar mächtig, jedoch ist mir immer noch die Vollendung unbegreiflich, und situiert bin ich auch, allerdings nicht gut. Na immerhin unterrichte ich Deutsch, und der folgende Unterrichtsvorschlag, den ich selbst etliche Male mit Erfolg und immer viel Spaß umgesetzt habe, stammt - vemute ich jedenfalls - aus der Feder jenes erwähnten Veteranen. Es geht im weitesten Sinne um Richtungsangaben, genauer gesagt darum, jemandem, der die Augen verbunden hat oder - ehrlich wie er ist - diese unter größter Selbstbeherrschung geschlossen hält, in der gerade zu erlernenden Fremdsprache so exakte Kommandos zu geben, dass man ihn notfalls durch die gesamte Uni führen kann, ohne dass er sich weh tut, in den Brunnen oder die Treppe hinunter fällt. Hierzu sollte man sinnigerweise zunächst das nötige Vokabular erklären:
Augen zu / auf nach vorne, vor, vorwärts nach hinten, zurück, rückwärts geradeaus, schräg seitwärts, zur Seite nach oben, nach unten einen Schritt nach links / rechts noch einen Schritt (zwei Schritte, drei Schritte etc.) etwas, ein bisschen etwas nach links / rechts |
noch etwas |
Das Vokabular ist bewusst einfach gehalten, denn die Ubung empfiehlt sich in erster Linie für Erstsemester. Man sollte es ein paar Mal sprechen lassen und dann vor allen Anwesenden mit einem Teilnehmer praktisch üben. Je nach Ortlichkeit mag sich noch zusätzliches Vokabular ergeben, welches sich die Studenten erfahrungsgemäß gern notieren. Je nach Größe des Kurses kann man Gruppen bilden und diese mit der Auflage, dass jeder je einmal führt und geführt wird, auf die Reise durch die Uni schicken. Es empfiehlt sich hierbei durchaus, dass der Dozent in Reichweite bleibt, um Ubereifrige bei Mutproben auf der Treppe zu bremsen, aber natürlich auch, um sich mit den anderen zu amüsieren und hier und da ein paar korrigierende Bemerkungen zu machen.
Mögliche Ziele der Exkursion können zunächst innerhalb des Klassenraums liegen, aber interessant wird es, wenn der Aufzug, die Treppe und vielleicht ein Getränkeautomat ins Spiel kommen, an dem man das gerade Erlernte auch prima zum belohnenden Getränkekauf einsetzen kann. Die Ubung schärft das Hörverständnis und bedeutet für die Studenten ein sehr direktes Eintauchen in die Fremdsprache, da sie sich dieser "blind" anvertrauen müssen. Und hier liegt mir auch gleich schon eine Leser-E-mail meines geschätzten Kollegen Till Weber vor, den ich in ungekürzter Fassung wiedergeben möchte:
"Genau so muss Deutschunterricht für Anfänger sein. Ich spiele das gleiche Spiel auch regelmäßig mit Ichinensei, die scheußliche Objekte aus Plastik mit verbundenen Augen im Klassenraum finden sollen. Die Verstecke werden immer ausgefallener. Der Kniff ist, dass die Leute in Staffeln kämpfen und die Kommandos auf Deutsch von den 5 oder 6 anderen kommen, die von hinten ihren Mitspieler dirigieren. Macht einen Höllenspaß, weil man sich als Lehrer aufs Zugucken beschränken kann oder lediglich raffinierte neue Verstecke für die Objekte finden muss. Als Augenbinden eignen sich die Examens-Höllen-Hachimaki, die jeder Studi in seiner Vor-Uniaufnahme-Zeit kennen und lieben gelernt hat. Und dann habe ich noch ein hachimaki vom 97.Geburtstag von Oma Shimabukuro, total dasai."
Schön, bin ich also nicht der Einzige! Na um so besser. Jedenfalls haben wir beide die Erfahrung gemacht, dass den Studenten die Sache gefällt und dass sie vor allem äußerst diszipliniert sind, was die Kommandos angeht. Fast nie in immerhin mehr als 5 Jahren habe ich es erlebt, dass ein Kommando auf Japanisch gegeben wird. Das finde ich um so beachtlicher, als ich es leider zu oft erlebe, dass sich von mir im Unterricht befragte StudentInnen zunächst einmal auf Japanisch mit den nächstsitzenden KommilitonInnen zu beraten versuchen. Die Folgestunde - und den Rest der Stunde, falls die Gruppen schneller fertig sind - kann man übrigens dann sehr schön auf Richtungsangaben (diagonal, horizontal, vertikal), Himmelsrichtungen und Präpositionen verwenden.
F.N.-R
als Alternative zum Mitschreiben im fremdsprachlichen Konversationsunterricht
Die Idee
Nach vielen vergeblichen Versuchen, den Studentinnen das pausenlose Mitschreiben
auszureden, beschloss ich, dieses von mir als "Mitschreib-Syndrom" bezeichnete
Phänomen aus dem Konversationsunterricht zu verbannen. Denn welche Lehrkraft
kennt das nicht: man spricht einen Satz vor und das Echo erleidet Schiffbruch,
weil aus dem erwünschten Nachsprechen ein Abbuchstabieren wird. Zudem stellt
das Abschreiben an sich ein Problem dar, denn selbst wenn man einen Satz in
den schönsten Druckbuchstaben anschreibt, erkennt man ihn des öfteren
vor lauter Abschreibfehlern in den Heften der Studentinnen nicht mehr wieder.
Da die betreffenden Studentinnen durchaus lernwillig waren und mich auch häufig
von sich aus darum baten, ihre Aussprache gründlich zu verbessern, musste
das Mitschreiben im Konversationsunterricht unterbunden werden. Man muss jedoch
sehr feinfühlig zu Werke gehen, denn man sollte davon ausgehen, dass die
meisten noch niemals solch "ausgeflippten" Unterricht (kawatta jugyô)
genossen haben.
Wen betrifft´s ?
Und so funktioniert´s:
Voraussetzungen:
Los geht's!
Zu Beginn der Stunde werden zwei Studentinnen mit dem Protokollieren des Stundeninhalts
betraut. Sie tragen ihre Namen in eine von mir geführte Liste ein, damit
sie sicher sein können, dass ich nicht vergesse, wer schon einmal dran
war (s.u.). Auf das Stundenprotokoll (SP) selbst sollen sie ihre Namen nicht
schreiben, damit sie sich nicht genieren, Fehler zu machen. Direkt nach der
Stunde geben sie mir das SP zurück. Ich korrigiere es noch am selben Tag
und lege die Kopien an einem vorher mit der Uni abgesprochenen Ort aus, der
selbstverständlich im Unterricht exakt bezeichnet wurde. (Achtung: Ort
muss möglichst viele Stunden am Uni-Tag zugänglich sein, das heißt
vor allem in der Mittagspause!!) Ein so schnell angefertigtes SP ist vielleicht
nicht die allerbeste Lösung. Doch da es mir wenig sinnvoll erschien, eine
Reinschrift zu verlangen, weil ein solcher Aufwand sicherlich für die zweite
Fremdsprache (FS) von studentischer Seite abgelehnt würde, gab ich mich
mit der zweitbesten. Lösung zufrieden. Und das war ein SP in Form der Mitschrift,
die die Studentinnen für sich selbst anzufertigen pflegen.
"Gohôbi", der kleine Punkte-Bonus
Da manche der Studentinnen bei allem, was sie für die zweite FS tun, vor
allem die Note im Kopf haben, gab es diesbezüglich einen kleinen Anreiz.
Bei mir zählen Beteiligung am Unterricht und mündliche Prüfung
zu Semesterende jeweils 50%. Also gab es für die Protokollantinnen einen
kleinen pauschalen Punkte-Bonus. Pauschal soll besagen, es zählen nicht
die Fehler, die darin enthalten sind, sondern die Tatsache, dass das Protokoll
angefertigt wurde.
Tafelbild
Wichtig ist natürlich, immer im Hinterkopf zu behalten, dass die Studentinnen
nicht selbst mitschreiben sollen. Das heißt zum einen, auch wenn man die
neuen Vokabeln zunächst nur mündlich etc. erklärt, kann man nicht
gänzlich auf eine Gedächtnisstütze in Form eines Tafelbildes
verzichten. Zum anderen, dass das Tafelbild so organisiert werden muss, dass
alle Vokabeln, Ausdrücke und Beispielsätze gleichzeitig Platz finden.
Da dies die einzige Gedächtnisstütze darstellt, muss mit dem Schwamm
sehr vorsichtig umgegangen werden. Notfalls kann man einen OHP etc. zu Hilfe
nehmen. Ohne eine solche visuelle Gedächtnisstütze kommt man leider
kaum aus. Trotzdem macht es nach meiner Erfahrung Sinn, das allgemeine Mitschreiben
zu unterbinden, denn: erstens bemühen sich die meisten Studentinnen redlich,
sich ad hoc zu merken, was sie nicht selbst mitschreiben sollen, zweitens kann
man ihren vorhandenen Drang nach Beschäftigung leichter auf die im Konversationsunterricht
erwünschte Konversation lenken.
Positive Effekte aus studentischer Sicht
Positive Effekte aus Sicht der Dozentin
Wer sich über die Reaktion der Studentinnen (das Experiment fand an einer Frauen-Uni statt) und meine Aversionen gegen das Mitschreib-Syndrom näher informieren möchte, dem sei ein Blick in meinen Aufsatz "Stundenprotokollgestützter Konversationsunterricht" in: Journal of Atomi Gakuen Women`s College Nr. 34, März 2001, S.42-67, empfohlen.
Elke Hayashi
Aktuelle Veröffentlichungen von Lektoren
Torsten Schlak:
[email protected]
mit K. Blex: Fremdsprachenerwerbsforschung im Hochschulfach Deutsch als Fremdsprache: Bestandsaufnahme und Perspektiven. In: K. Aguado and C. Riemer (Hg.) Wege und Ziele - Zur Theorie, Empirie und Praxis des Deutschen als Fremdsprache (und anderer Fremdsprachen) Hohengehren: Schneider Verlag, 2001. 103-116.
(2001) Grammatik induktiv oder deduktiv vermitteln? Eine didaktische Kontroverse neu betrachtet. Gengobunkakenkyu/Studies in Language and Culture (Faculty of Language and Culture, Graduate School of Language and Culture, Osaka University) 27 (2001): 177-195.
Lernstrategien im Wirtschaftsdeutschunterricht aus Lehrer- und Lernerperspektive. Zielsprache Deutsch 32 (2001).
Zur Bestimmung grammatischer Lernziele für den Fremdsprachenunterricht. Journal of Language and Culture (Faculty of Language and Culture, Graduate School of Language and Culture, Osaka University) 10 (2001).
Lernerautonomie und Grammatikarbeit. Forschungsberichte der Fakultät für Sprache und Kultur der Universität Osaka, 2001.
Rezension zu: H. Düwell, H., C. Gnutzmann & F. G. Königs (Hg.) Dimensionen der Didaktischen Grammatik: Festschrift für Günther Zimmermann zum 65. Geburtstag. Fremdsprachen Lehren und Lernen 30 (2001).
Guido Oebel:
[email protected]
Rezension zu : Durrell, Martin (2000) Using German Synonyms, ISBN 0-521-46552-4, Cambridge University Press, 319pp. in: Linguist-List Vol-12-467 unter ISSN: 1068-4875 vom 21.2.2001
Rezension zu: Langbroek, Erika/Quak, Arend/Roeleveld, Annelies/ Vermeyden, Paula , eds. (2000): Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik Vol. 53 - 2000, ISSN: 0165-7305, Amsterdam/Atlanta: Rodopi, 294 pp. in: LINGUIST-List Vol-12-788 unter ISSN: 1068-4875 vom 21.3.2001.
Handlungsorientierung - Lernerzentrierung - Ganzheitlichkeit "Fehlerfreundlichkeit" - zeitgemäße Didaktik der Fremdsprachenvermittlung! in: Journal of the Faculty of Culture and Education - Saga University, Volume 6. Saga 2001
Elke Hayashi-Mähner:
[email protected]
Stundenprotokollgestützter Konversationsunterricht In: Journal of Atomi Gakuen Women`s College No. 34, März 2001, S.42-67
Bertlinde Vögel:
[email protected]
Konversation mit vierzig bis sechzig Studierenden. Vorstellung eines in der Praxis erprobten Unterrichtsmodells. In: Entzifferung von "Kultur"/ Deutsch als Fremdsprache in der Diskussion. Berichte aus einem Forschungsprojekt. Hg. von der Fakultät für Sprache und Kultur der Universität Osaka. Toyonaka: Fakultät für Sprache und Kultur 2001. S. 67 -82
"Das Leben ist voller Umwege (und am Ende bewegt man sich auch noch im Kreis)" - Unter diesem Motto könnte ich zurückblicken auf etliche Stationen auf meinem Weg aus der norddeutschen Tiefebene in die japanische Provinz des nördlichen Ostens (oder doch eher des östlichen Nordens?). Na prima, da bin ich also ungefähr wieder da gelandet, wo ich herkomme. Das soll aber gar nicht resignativ rüberkommen, in meiner im April dieses Jahres in Hirosaki (Präfektur Aomori) aufgenommen Tätigkeit im Bereich "Moderne Europastudien" und "Deutsche Kommunikation" sehe ich ja eher einen Neubeginn als das Ende des Weges.
Japan war mir nicht so furchtbar fremd, weil ich mich von einem kleinen Ausrutscher (die nicht ganz zu Ende gedachte Idee eines Jurastudiums) abgesehen in Studium (Japanologie in Trier und Bonn) und Beruf (Forschung in Bonn und Tokyo, Lehre + Forschung in Halle/Saale) immer mit Japan beschäftigt habe. Allerdings ist es für mich eine Premiere, in diesem schönen Landstrich arbeiten zu dürfen. Bisher musste ich mich während meiner Japanaufenthalte immer am stickigen, überfüllten, überteuerten und pseudo-weltoffenen Kleinbürgermilieu in Tokyo abarbeiten. Dann doch lieber die richtige Provinz, wo man fürs Geld (noch) halbwegs adäquate Gegenleistungen erhält...
Die Idee, als Vermittler deutscher Sprache und Kultur in Japan zu arbeiten, kam mir in der Zeit in Halle, als das neugegründete japanologische Seminar dort partner- schaftliche Kontakte zu japanischen Universitäten knüpfte. In Halle habe dann ich einen Zweitstudiengang DaF absolviert, was natürlich das Manko des Seiteneinsteigers in meinem jetzigen Tätigkeitsbereich nicht aus der Welt räumen kann. Aber ich arbeite daran. In diesem Sinne: Yoroshiku o negai itashimasu.
Volker Fuhrt
Aller guten Dinge sind drei - so heisst es doch! Ausnahmsweise will ich vier daraus machen und meinen drei Begrüßungsreden an der Universität Toyama hier an dieser Stelle noch eine vierte hinzufügen: Ich heisse Claudia Schmidhofer und komme aus Osterreich, genauer gesagt aus Schwaz in Tirol. Nach vier Jahren Studium in Innsbruck (Germanistik und Philosophie) und einem Jahr in London hat es mich nach einem halben Jahr DaF-Unterricht in Wien als Lektorin nach England (University of Bristol) verschlagen.
Dort habe ich deutsche Sprache und Osterreichische Landeskunde unterrichtet und den Großteil meiner Energien in Theateraufführungen mit Studenten gesteckt (z.B.: Felix Mitterer: "Ein Jedermann"). Nach zwei Jahren trieben mich die drohenden Steuern und der Dauerregen wieder zurück nach Wien, wo ich ein Semester lang Japanologie studiert und mit den Forschungen für meine Dissertation (Deutschsprachige Reiseberichte über Japan in der Meiji-Zeit) begonnen habe. Doch es wollte mich nicht lange in der Heimat halten und nach knapp sechs Monaten packte ich erneut meine Koffer. Diesmal war die Reise etwas weiter (dafür ging mein Gepäck ausnahmsweise nicht verloren) und seit knapp drei Monaten unterrichte ich nun hier an der Universität Toyama am Germanistik-Instiut, sowie einmal pro Woche auch in Kanazawa. Mein Resümee bisher: Aller Anfang ist schwer, doch die Mühe lohnt sich! Und last but not least: Hat mich gefreut, einige von euch beim Lektorentreffen kennenzulernen!
Claudia Schmidhofer
Mein Name ist Kirstin Pagels. Ich komme aus Stade und bin 28 Jahre alt. Seit April unterrichte ich an der Fukushima-Universität Deutsch. In Japan war ich das erste Mal mit 16 als Teilnehmerin am Sportjugendaustausch. Nach dem Abitur habe ich ein halbes Jahr in Kyoto gelebt und danach einen einjährigen Japanisch-Intensivkurs am Japan-Kolleg der Universität Tübingen gemacht. Anschließend habe ich dort bis zur Zwischenprüfung Japanologie, Politikwissenschaft und allg. Rhetorik studiert. Darauf folgten ein halbes Jahr Praktikum bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Sendai und ein Jahr Studium an der Ritsumeikan-Universität in Kyoto. Mein Hauptstudium habe ich in München gemacht, wo ich als zweites Nebenfach DaF belegte. Nach dem Abschluss habe ich ein knappes Jahr bei Mitsubishi Heavy Industries Europe, Niederlassung München gearbeitet. Fukushima ist mit seinen Bergen, Onsen, Skigebieten und der relativen Nähe zu Sendai und Tokyo genau die richtige Stadt für mich. Die ersten Monate sind viel zu schnell vergangen und ich werde wohl noch etwas mehr Zeit brauchen, bis ich mich neben den Unterrichtsvorbereitungen, etc. auch wieder mit meinen Interessensgebieten Kulturpolitik in Deutschland und Japan sowie japanische Entwicklungshilfe beschäftigen kann.
Kirstin Pagels
Ich bin in Graz, im tiefen, tiefen Osterreich geboren und - unterbrochen nur von einem einjährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten - dort aufgewachsen. In der "Stadt der Volkserhebung" und des "Forum Stadtpark" habe ich dann auch Germanistik und Soziologie studiert. Aus zunächst eher pragmatischen Gründen habe nebenbei den - in Osterreich einjährigen - Hochschullehrgang "DaF" absolviert und die finanziellen Nöte des Studentenlebens u.a. gleich dazu genutzt, erste Unterrichtserfahrung zu sammeln, was sich später als durchaus brauchbare Zusatzqualifikation erwiesen hat. Spätestens damals nämlich, als ich - für mich selbst ziemlich überraschend - vor mehr als drei Jahren eine Stelle an der Sophia-Universität in Tokio angenommen und mit Begeisterung drei Jahre lang ausgeübt habe. In Tokio habe ich mich auch am Aufbau des OSD (Osterreichisches Sprachdiplom) beteiligt. War es ursprünglich reiner Zufall, der mich nach Japan gebracht hat, habe ich meine vorübergehende Wahlheimat im Laufe der Zeit doch so zu schätzen gelernt, daß ich beschlossen habe, meinen Aufenthalt zu verlängern. Seit April dieses Jahres bin ich nun an der Matsuyama- Universität in Shikoku tätig, wo ich - fernab vom Tokioter Trubel und den GermanistikstudentInnen der Sophia- Universität - endlich genug Zeit finde, um an meiner literatursoziologischen Dissertation zu Robert Menasse zu arbeiten und sie - wie ich hoffe - im Laufe des nächsten Jahres abzuschließen. Von der Arbeit an meiner Dissertation abgesehen, beschäftige ich mich hauptsächlich mit (österreichischer) Gegenwartsliteratur sowie diversen literaturwissenschaftlichen Methoden, insbesondere mit der Theorie des literarischen Feldes von Pierre Bourdieu.
Verena Holler
Für den Lektorenrundbrief verantwortlich sind:
Anne Gellert (A.G.), Mechthild Duppel-Takayama (M.D.-T.), Ralph Degen (R.D.),
Stefan Hug (S.H.),
Frank Nitsche-Robinson (F.N.-R.) und Till Weber (T.W.)
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