Liebe Kolleginnen und Kollegen!
kaum hat man sich vom Milleniumstrubel erholt und sich endlich auch an diese unglaubliche Jahreszahl gewöhnt,
da wird's schon wieder turbulent, und zwar heißt es Abschied nehmen. Allen Kolleginnen und Kollegen, die
im Moment ihr Hab und Gut reisefertig machen, wünschen wir einen guten Start und schockfreien Wiedereintritt
in Deutschland! Für weitere Lieferungen des Lektorenrundbriefs sowie anderer japanischer Leckereien hinterlassen
Sie Ihre neue Adresse bitte einer Person Ihres Vertrauens - und vergessen Sie bitte auch unsere Adressen (und Herzenswünsche
aus deutschen Landen) nicht ganz!
Leider verabschieden sich auch gleich drei Redaktionsmitglieder von uns: Henning Hermann-Trentepohl, Sylvia Löhken
und Frank Mielke. Während aber noch unklar ist, wer sich in Zukunft um unser psycho-pädagogisches Wohl
(Frank), um die gestrenge Endkontrolle (Henning) und schließlich um den fachgerechten Vertrieb (Sylvia) kümmern
wird, hat sich Frank Nitsche aus Yokohama netterweise bereit erklärt, vorübergehend das Layout zu übernehmen.
Hoffentlich findet sich bald ein(e) verwegene(r) Lektor(in) unter uns, die bzw. der Lust und Zeit hat, diese interessante
aber auch etwas mühevolle Aufgabe für längere Zeit zu übernehmen.
Herzlichst die Redaktion
Übrigens: Der Lektorenrundbrief ist über das DAAD-Büro in Tokyo zu bekommen.
DAAD-Außenstelle Tokyo
Akasaka 7 - 5 - 56, Minato-ku, Tokyo 107-0052
Tel (03) 3582 - 5962
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email: [email protected]
Zukunftsangst
von Frank Mielke, wahrscheinlich schon Bielefeld
Der 31. März kommt mit großen Schritten näher und das heißt hier in Japan nicht nur Kirschblüte und kollektives Betrinken unter selbiger. Für einige von uns heißt es auch Kofferpacken und ab nach Hause. Haben wir im letzten Sommer noch gut gelaunt den Flieger bestiegen, froh der drückenden Sommerhitze entronnen zu sein, so will sich diesmal das Reisefieber nicht recht einstellen. Wir schieben es auf den Abschiedsschmerz, aber machen wir uns nichts vor: Es ist die blanke Zukunftsangst.
Vier Jahre konnten wir erfolgreich verdrängen, was uns überhaupt nach Japan verschlagen hatte: Kein Geld, keine Arbeit und keine Ideen. Hätten wir Geld gehabt, und ich meine richtig Geld, hätten wir uns doch wohl eher in die Karibik abgesetzt und würden eine Karriere als Limbotänzer/in ins Auge fassen (obwohl...... die Arbeit hier hat ja auch was davon). Hätten wir Arbeit gehabt, hätten wir sie nicht wegen einer Handvoll Dollar (Na gut, es ist vielleicht ein bisschen mehr.) aufs Spiel gesetzt. Und hätten wir Ideen gehabt, würden wir jetzt über den Gang an die Börse nachsinnen und nicht darüber, wie wir mit den Tipps der Finanz-AG ein paar Mark sparen könnten. Nein, sehen wir der Wahrheit ins blutunterlaufende Auge. Wir sind hier, weil wir nicht genug auf Zack waren, um in Deutschland an der Universität Karriere zu machen, und zu sehr auf Zack, um uns mit sozialamtfinanzierten Kartoffelchips vor der Harald-Schmidt-Show der schleichenden Verwesung anheimzugeben. Immerhin! Daran ändert auch die zuvor erfolgreich abgeschlossene Promotion nichts. In der Psychoanalyse nennt man das Verschiebung. Und depremiert fragen wir uns, ob es nicht wenigstens für unser Selbstwertgefühl besser gewesen wäre, von uns aus zu sagen, dass wir nach Deutschland zurückgehen würden. Das hätte uns wenigstens dieses entwürdigende Betteln um eine Weiterbeschäftigung erspart.
Doch nun ist es zu spät. Wir sehen uns schon wieder in Deutschland und die ehedem verdrängten Unzulänglichkeiten poppen an die Oberfläche wie ein Sektkorken an die Zimmerdecke. (Und was haben wir gefeiert ...) Kein Wunder, dass wir aus dem emotionalen Gleichgewicht geraten sind, auch wenn man mal von dem ganzen Stress absieht, der uns in Bielefeld erwartet (Oder wohin verschlägt es Sie?): Stress mit der Wohnungssuche, Stress mit den Krankenkassen, die uns nicht mehr aufnehmen wollen ("Wie? Sie waren in Japan? Dann sind Sie doch Herzrisikopatient!"), Stress mit den Bekannten, die uns nicht mehr kennen wollen ("Warum entschuldigst du dich für alles und nichts?"), Stress mit den Eltern ("Nein, bei uns ist kein Platz für deine Klamotten.") und Stress mit der, ja, Stellensuche. Da steigt er empor aus dem Nebel der Vergangenheit wie Excalibur aus dem Hochmoor, der gezückte Textmarker, der am Donnerstag schon wieder kein lohnendes Ziel im Stellenteil der ZEIT ausmachen konnte. Und, ach, die Packen von Bewerbungsschreiben, die wir erfolglos in die Landschaft verschickt haben. Wer braucht auch schon einen promovierten Novalis-Experten! Jetzt kommt das alles wieder hoch. Und die alten Wunden reißen auf.
Wir stellen an uns je nach Veranlagung eine der beiden typischen Angstreaktionen fest: Wir laufen herum, wie ein aufgescheuchtes Huhn und wissen nicht, was wir zuerst organisieren sollen (Flight). Wir schreiben einen Artikel für den Lektorenrundbrief und planen für die Friede-Freude-Eierkuchen-Abschlussfeier irgendeinen Eklat (Fight).
Doch Vorsicht ist geboten. Nachdem Sie sich energetisch abreagiert haben, ist sie wieder da die Angst vor der Zukunft und droht Sie in einen depressiven Strudel wegzuspülen. Gerade jetzt aber wäre eine handfeste Depression inklusive Rückkehrschock (Das Pendant zum Kulturschock; der übrigens in seiner Heftigkeit leider oft unterschätzt wird.) das Allerverkehrteste. Es gibt viel zu tun, hier wie auch nach unserer Ankunft in der Heimat. Da sollten Sie wirklich auf der Höhe sein. Deswegen empfehle ich, sofort mit einem systematischen Mentaltraining zu beginnen, und zwar:
Fangen Sie mit einem Punkt täglich an, steigern Sie das Programm kontinuierlich und Sie werden sehen, wie sich Ihre Laune von Tag zu Tag bessert und Sie - positive Rückkopplung - auch zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Und auch von Abschiedsschmerz, keine Spur. Sicher, eine Träne im Knopfloch haben wir alle. Wäre ja auch noch schöner. Seien Sie aber nicht zu streng mit sich selbst. Alles braucht eben seine Zeit. Und wenn es in Deutschland doch eine Bruchlandung geben sollte. Nicht verzagen! Es geht die Kunde, dass einige den Weg zurück ans rettende japanische Ufer geschafft haben sollen.
Rosinenkäsekuchen - leicht und locker
von Martin Lange (inzwischen Kiel)
Zutaten:
Man gebe 500 g Joghurt in einen Kaffeetropffilter mit Filterpapiereinlage. Ungefähr 8 Stunden im Kühlschrank tropfen lassen, bis der Joghurt viel Flüssigkeit verloren hat. Im Filter bleibt ein cremiger Sahnekäse von ca. 200-250 g zurück.
Zur gleichen Zeit weiche man 1 Tasse Rosinen in 8 Eßlöffeln Rum ein. Gut abdecken zwecks Bewahrung des Aromas.
1 Ei trennen. Eiweiß mit etwas Salz und einem Eßlöffel Wasser schlagen, bis es sehr steif ist.
Man mische das Eigelb mit dem Sahnekäse, 200 g Schlagsahne, 6 Eßlöffeln Zucker, 4 Eßlöffeln Mehl, 2 Eßlöffeln Maisstärke, 1 Teelöffel Vanilleessenz, 2 Eßlöffeln Zitronensaft, 1Teelöffel Backpulver und der Hälfte der in Rum eingeweichten Rosinen. Alles gut durchrühren mit dem Handmixer.
Vorsichtig das steife Eiweiß unterheben.
Die ganze Mischung in eine ausgefettete Backform geben und bei 180 Grad C 40-45 Minuten backen. Manche japanischen Haushalte haben keinen Backofen - kein Problem, denn es gibt ja einen elektrischen Reiskocher. Man gebe die Mischung in die ausgefettete Metallschale des Reiskochers, schalte diesen ein und backe den Kuchen 2 Stunden im Reiskocher!
Abkühlen lassen und für mindestens 1 Stunde in den Kühlschrank stellen. Falls man den Reiskocher benutzt hat, den Kuchen vorsichtig auf eine Platte stürzen.
Kuchen mit dem Rest der Rosinen servieren.
Der Kuchen ist sehr reich an Calcium, weil er auf Milchprodukten basiert. Für Kinder oder Menschen, die allergisch auf Alkohol reagieren, kann man den Rum durch Milch ersetzen.
(Übers. aus dem Englischen: Till Weber; eine Ergänzung des Übersetzers: Käsekuchen schmeckt oft noch besser, wenn man ihn einen Tag nach dem Backen ruhen läßt - vorausgesetzt, man hält es so lange aus... zum Glück gibt es ja auch in Japan Bäcker, von denen man sich Tröstliches zur Überbrückung der Wartezeit holen kann!)
von Ursula Richter
Als ich noch nicht lange in Japan war und Taifune kamen, mit Sturm und Regenorgien, fühlte ich mich ausgeliefert, verunsichert, verängstigt, ein Spielball dieser Naturgewalten. Ich dachte, wir Menschen können niemals hinter die Geheimnisse der Natur kommen, weil wir nicht wissen, wer unsere Erde und den Kosmos lenkt und mit welchen Zielen. Freilich gibt es naturwissenschaftliche Erklärungsmuster. Magnetische Anziehungskräfte, Umlaufbahnen im Weltall, Energieanhäufungen in der Stratosphäre und die Auswirkungen von Regenwäldern und FCKW Gasen, alles kann berechnet und nachgewiesen werden. Die Theorien sind verständlich. Nur helfen sie kaum jemand im Falle einer Katastrophe, jedenfalls mir nicht. Wenn der Taifun hereinbricht, nützen mir die Angaben über seine Geschwindigkeit und "Marschroute" wenig, um meine Angst zu besänftigen. Die meisten Japaner reagieren gelassen, wenn es um Naturkatastrophen geht. Das hat mich in den ersten Jahren meines Lebens in Japan außerordentlich gewundert. Ist es ihrer Gleichgültigkeit zuzuschreiben oder einem Fatalismus oder einer Überheblichkeit, deren Basis Allmachtsphantasien sind, höchst entwickelte Technologie kann die Naturgewalten kontrollieren? Nein, der Schlüssel dazu muss wohl in der Vergangenheit liegen und in einem Naturglauben, der sich inmitten - oder sollte man besser sagen trotz - der modernen Technologie erhalten hat.
Je mehr ich über ihre Mythologie, die Legenden und Sagen von Naturgöttern, und über ihre historisch-religiösen Wurzeln in Erfahrung bringen konnte - durch Bücher und die Geschichten, die mir japanische Frauen und Männer erzählten, und nicht zuletzt durch meine Alltagsbeobachtungen des Lebens in Japan - desto mehr lernte ich zu begreifen, dass kein technischlogischer Geist dieses Volk lenkt. So geheimnisvoll uns Ausländern das Funktionieren der japanischen modernen Gesellschaft auch erscheint, weil sie - obwohl hochtechnologisierte Industrienation nach außen - nach undurchsichtigen Kriterien wirkt, so nachvollziehbar wird es, wenn wir die vielen Rituale des gesellschaftlichen Lebens mit den mythischen Riten und religiösen Kulten des alten Japan in Verbindung bringen. Ausdrucksformen alten Naturglaubens sind so selbstverständlich integriert im japanischen Alltagsleben, dass wir westliche Ausländer glauben könnten, in ein Land des Aberglaubens geraten zu sein. Es fällt uns schwer, das neue Hightech Japan mit diesem unaufgeklärten Japan in Einklang zu bringen. Wenn etwa rein kapitalistische Firmeninhaber, in der besten Universität des Landes ausgebildet, auslandserfahren und im Designer-Anzug frisch nach dem Modejournal, ein Häufchen Salz neben die Eingangspforte der Firma streuen, um alle bösen Geister am Eintreten zu hindern, dann glaubten wir zunächst an einen Scherz. Oder wenn ganze Schulklassen zum Tanabata-Fest im Juli (oder August nach dem alten Mondkalender) des Morgens mit bunten Papierstreifen geschmückte Bambuszweige in Flüsse und Meere werfen, dann staunten wir, dass sie wirklich glauben, die heimlichen Wünsche, die sie oft in Form von kurzen Gedichten auf die bunten Papierstreifen geschrieben haben, würden in Erfüllung gehen, wenn die Bambuszweige fortschwimmen. Seit ein paar Jahren gerate ich bei einem Taifun kaum mehr in Panik. Heute ist es mir nicht mehr unbegreiflich, sein Wesen mythisch zu betrachten. Ich kann im Taifun das Herabkommen des Windgottes auf die Erde verstehen. Mit mächtigem Tempo bläst er übers Land mit dem Ziel, allen Unrat aufzuräumen, der das Land verdreckt, eine Art Reinigungszeremonie, warnend zischt und pfeift und heult er dahin auf dem dampfenden Wasserbett von Millionen Regentropfen, die auf Dächern und Straßen aufprallend zerstäuben und sich im Laub der Bäume kurz verfangen, bevor sie weitergepeitscht vorwärts und immer weiterfliegen. So ist es eben, wenn die Götter die Erde besuchen. Ich höre den Geist des Windes durch die Straßen fegen, an den Fenstern und Türen rütteln. Und wenn ich das Fenster nur ein wenig öffne, stößt mich eine ungestüme, unmenschlich kräftige Windböe zurück. Sollte mich der Sturm fortreißen, wird der Gott des Windes wohl nach einem Menschenopfer verlangen. Shikata ga nai. Das ließe sich nicht ändern. So ist es eben.
Vermögensbildung (III)
Sparen für Nervöse: Sichere Anlagen für den Notgroschen
Erster Teil: Spareinlagen und Sparpläne
von Sylvia Löhken, nicht mehr Tokyo
(Zum Thema Vermögensplanung publiziert die Finanz-AG in regelmäßigen Abständen Artikel, in denen verschiedene Anlagemöglichkeiten vorgestellt und verglichen werden.)
Die Deutschen sind in Sachen Geld trotz aller Aktientips in Hochglanzmagazinen alles andere als Abenteurer: Im internationalen Vergleich gehören sie (wie die Japaner übrigens auch) zu den besonders sicherheitsbewussten Anlegern: Der größte Teil des zurückgelegten Geldes steckt in Spareinlagen und Lebensversicherungen*, aber auch Sparbriefe* und Termineinlagen* sind beliebt.
Die Banken sind mit diesem Stand der Dinge mehr als zufrieden, denn sie kommen für ziemlich wenig Geld (sprich: Zinskosten) an Kapitaleinlagen, die sie in Form von Krediten wesentlich teurer weiterverleihen können - der Unterschied zwischen den Spar- und den Kreditzinsen sorgt für saftige Gewinne. Zum Nachrechnen: Ein Kreditinstitut, das im Moment 2 % Zinsen zahlt, gewährt Ratenkredite gegen einen Zinssatz von 9,5 % (dazu kommen noch Bearbeitungsgebühren von 2 %).
Liebe sicherheitsbewusste Anlegerinnen und Anleger, ich will damit nicht sagen, dass Sparbücher nur etwas für Dummköpfe sind: Sie können im Rahmen einer vernünftigen Anlagestrategie ihren Platz haben. Aber zunächst die Fakten:
Das Sparbuch heißt hochoffiziell Spareinlage mit dreimonatiger Kündigungsfrist. Der Kontoinhaber muss, wenn er Geld abheben will, den gewünschten Betrag entweder drei Monate vor dem Abheben kündigen oder aber für den 'ungekündigten' Zeitraum Vorschusszinsen bezahlen (im Moment um die 2,5 %). Bis zu 3.000 DM pro Kalendermonat kann man allerdings sofort mit nach Hause nehmen (vgl. dazu auch den Beitrag 'Vermögensplanung I'). Die Vorteile des Sparbuchs liegen wie gesagt in seiner hohen Sicherheit. Außerdem kostet es nichts, ist bequem und angenehm übersichtlich: Sogar Kinder lassen sich dazu bewegen, ihre Groschen auf ein Sparkonto zu legen.
Die Kehrseite der Medaille: Das Sparbuch ist die Anlageform, die die wenigsten Zinsen bringt. Die meisten Banken und Sparkassen zahlen zur Zeit nicht viel mehr als zwei Prozent pro Jahr, die auf Dauer nicht einmal den normalen Geldwertverlust ausgleichen - das angelegte Geld sinkt also mit den Jahren trotz der Zinsen im Wert.
Wie kann man nun das Sparbuch sinnvoll nutzen?
Seine Vorteile machen es ganz klar zu einem geeigneten Parkplatz für den Notgroschen (vgl. wieder den Beitrag 'Vermögensplanung I'). Allerdings will der gescheite Anleger auch beim Notgroschen kein Geld verschenken: Es lohnt sich deshalb immer zu vergleichen, was die verschiedenen Kreditinstitute an Zinsen zahlen (über das Internet auch von Japan aus kein Problem). Als Faustregel gilt: Kleinere Banken zahlen oft mehr als größere. Fühlen Sie sich keineswegs an Ihr 'Heimatinstitut' gebunden, aber sorgen Sie dafür, dass Sie, wenn Sie den Notgroschen einmal brauchen sollten, auch an Ihr Geld herankommen (z.B. per Telebanking-Überweisung* oder über verfügungsberechtigte Vertrauenspersonen in Deutschland).
In Sachen Sparbuch noch ein Tip: Wer ein Sparbuch auflösen möchte, muss für diesen 'Service' oft Gebühren bezahlen. Die kann man umgehen, indem man das Konto leerräumt, nur die gesetzliche Mindesteinlage von 1 DM auf dem Buch lässt und selbiges einfach in der Schublade begräbt.
Den Banken schwant seit einiger Zeit, dass sie mit dem traditionellen Sparbuch auf die Dauer nicht mehr so viel Erfolg haben werden wie bisher. Da aber gerade das Sparbuch wie gesagt für billiges Kapital sorgt, bietet man abgewandelte Sparformen an, die den ertragsbewussten Sparer locken sollen. Je nach Bank gibt es für diese Sparbuchvarianten werbewirksame Bezeichnungen, aber beim näheren Hinsehen lassen sich grundsätzlich zwei Prinzipien unterscheiden:
1. Wer einen runden Betrag (meistens ab 3.000 oder 5.000 DM) auf ein Sparkonto legen will, kann höhere Zinsen bekommen (Bezeichnungen: Kapitalsparen, Sparbuch plus u.a.). Üblich sind Staffelzinssätze wie die folgenden:
Für die ersten 5.000 DM bekommt man 2,5 %, die nächsten 5.001 DM bis 10.000 DM erzielen 3 %, ab 10.001 DM zahlt die Bank 3,25 %, usw.
Achtung: Manche Kreditinstitute verlangen für die höheren Zinssätze, dass man das Geld auf eine bestimmte Dauer festlegt, ohne dass man wie beim 'normalen' Sparbuch pro Monat an die besagten 3.000 DM herankommt. Man muss also vorher kündigen oder Vorschusszinsen zahlen. Daher gilt: Sicherheitshalber immer danach fragen, ob und wie lange das Geld fest angelegt bleiben muss. Der höhere Anlagebetrag sollte der Bank Anreiz genug sein, höhere Zinsen zu zahlen!
Wenn Sie das Geld nicht zusätzlich festlegen müssen - was Sie beim Notgroschen unbedingt vermeiden sollten -, kann die Anlage durch die bessere Verzinsung allerdings so attraktiv sein wie eine Termineinlage* oder der Kauf von Anteilen in einem Geldmarktfonds*.
2. Wer bereit ist, Geld festzulegen oder in regelmäßigen Raten zu sparen, kann am Ende der vereinbarten Laufzeit zusätzlich zu den (normal mageren) Zinsen einen Bonus bekommen (Bezeichnungen: Prämiensparen, Zielsparen, Bonussparen u.a.). Dieser Bonus hebt die Durchschnittsverzinsung an, und weil er meistens erst am Ende einer vereinbarten Laufzeit gezahlt wird, soll der Sparer dazu angeregt werden, das Geld auf dem Sparbuch zu lassen bzw. regelmäßig zu vermehren. Ein Ratensparvertrag mit Bonus kann für solche Sparer günstig sein, die regelmäßig kleine Beträge ansparen und so zu einem Notgroschen kommen wollen. Ansonsten sparen besonders gern ältere Damen für ihre Enkelkinder auf diese Weise...
Achten Sie auf die folgenden Punkte: Der Bonus wird in fast allen Fällen nur für die angesparten Beträge, nicht aber auf die Zinsen berechnet, die die Bank zahlt. Das lässt die tatsächliche jährliche Durchschnittsverzinsung (mit Bonus und Zinsen) niedriger ausfallen. Es ist deshalb wichtig, sich diese Durchschnittsverzinsung immer ausrechnen zu lassen: Nur so können Sie das Angebot auch mit anderen Anlageformen vergleichen! Das gilt auch dann, wenn die Bank Ihnen statt des Bonus jährlich steigende Zinsen anbietet (Bezeichnungen: Wachtumssparen, Zuwachssparen u.a.): Hier lohnt z.B. ein Vergleich mit den Bundesschatzbriefen*, die ebenfalls jährlich steigende Zinsen anbieten, kostenlos verwaltet werden und außerdem nach einem Jahr jederzeit verfügbar sind. Besonders mit der Verfügbarkeit sieht es bei den Banken meistens nicht so günstig aus.
Beide genannten Varianten haben einen Pferdefuß: Die Bank kann den Zinssatz jederzeit an die Marktgegebenheiten anpassen - Sie haben auch bei einer vereinbarten Vertragsdauer keine Garantie dafür, dass der laufende Zins so bleibt, wie er im Moment ist (na ja, er kann auch steigen, aber im Moment sieht es nicht danach aus...). Bei der Suche nach einem Platz für den Notgroschen lohnt immer auch ein Blick auf andere Anlageformen wie Geldmarktfonds* und Termineinlagen*. Zum Schluss dieses Beitrages fasse ich zunächst aber die wichtigsten Informationen in Sachen Sparbuch in einer Übersicht zusammen:
Anlageform | für welchesAnlageziel? | Vorteile | Nachteile |
Sparbuch | Notgroschen, Anlage kleinerer Beträge | sicher, einfach, übersichtlich; Geld ist schnellverfügbar | schlechte Verzinsung, Zahlung von Vorschusszinsen, wenn ein Betrag über 3.000 DM nicht rechtzeitiggekündigt wird |
abgewandelte Sparformen: | |||
1. Kapitalsparen | Notgroschen, wenn schon ein größerer Betrag vorhanden ist | bessereVerzinsung | manchmal nur bei längerer Anlagedauer, Zinsen können jederzeit sinken |
2. Bonussparen | regelmäßiges Ansparen eines Notgroschens | bessere Verzinsung durch Bonus oder jährlich steigende Zinsen, auch bei kleinen Sparraten möglich | Durchschnittsverzinsung ist meistens nicht attraktiv, wenn das Geld länger festgelegt werde muss;bei Bonuszahlung: Zinsen können jederzeit sinken. - Konditionen unbedingt mit denen von Bundesschatzbriefen vergleichen! |
(* Alle mit Stern markierten Anlageformen und Begriffe werden in künftigen Beiträgen erläutert.)
von Till Weber, immer noch Okinawa
Falls Sie einmal ein Jahresende in Japan verbracht haben, wissen Sie natürlich, daß unser Weihnachten hier Neujahr ist, während das japanische Weihnachten seine Vorbilder im Lilabärchenland gefunden hat. Und wenn Sie gute einheimische Freunde haben oder gar Ihre Bessere Hälfte wie bei mir Japanerin ist, kommen Sie vielleicht in den Genuß des klassischen Höhepunktes des familiären Japan: O-shogatsu, das Neujahrfest. Für alle dieses Mal nach Deutschland Entschwundenen gestatten Sie mir bitte, an dieser Stelle einmal die Genüsse dieses hochwürdigen Festes aufzuzeigen.
O-shogatsu beginnt für viele mit Wadenkrämpfen, die durch das stundenlange Stehen im Zug bei der Heimreise ins elterliche Dorf in den letzten Dezembertagen entstehen. Die nächsten Tage im trauten Familienkreis sind geprägt durch Essen, Schlafen und Gespräche ums Essen. Zum Ausgleich zu dem in diesen Tagen fehlenden Frischeangebot im Lebensmittelhandel hat man O-sechi-ryori erfunden, Dutzende kleiner eßbarer Gegenstände aus Fisch, Seegemüse, Gemüse, Ei, Reis usw. In riesigen Lackboxen arrangiert schmeckt O-sechi am ersten Tag gut, am zweiten noch gerade und am dritten schreit der Magen nach einem BigMac.
Ansonsten vertreibt man sich die Zeit mit Hausputz und -krach und dann kann die Nacht der Nächte vom 31.12. auf den 1.1. beginnen.
Natürlich steht auch an Neujahr im Mittelpunkt der Gegenstand der zentralen Verehrung im Kreise der Familie, der Fernsehapparat. Alles, was das staatliche Fernsehen das Jahr über an der Ausstattung von Kostümdramen eingespart hat, gibt der NHK nun für den Jahres-Schlagerrückblick aus, Kohaku genannt. Das vierstündige Programm erreicht seit 1951 Einschaltquoten, die Wahlergebnissen der Regierungsparteien in früheren Ostblockländern entsprechen. Enka-Tanten im zu jugendlichen Kimono, schmalzige Popbarden und dreizehnjährige Rockkids hampeln trällend über den Bildschirm. Ein androgyner Sänger schwebt als Larve in einem Blumenmeer von der Decke und verwandelt sich in einen nicht weniger abstoßenden Schmetterling. Eine besondere Spezialität dieser Mutter aller Programme sind die Tränen, die ob der Rührung über die eigene Darbietung von den Interpreten vergossen werden. Vor zwei Jahren zählte ich vier Frauen und einen Mann. Mein bissiger Kommentar über dieses "unmännliche" Verhalten brachte mir böses Gezische aus der Familie ein. Meine Frau fragte mit verkniffenem Gesicht, ob ich denn nicht wüßte, daß der arme Sänger im vergangenen Jahr seine Mutter verloren hätte.
Zu essen gibt es in dieser hochheiligen Nacht O-mochi. Das ist eine Art halbfeste Pampe aus gestoßenem Reis, prima zum umweltschonenden Verschließen von Briefumschlägen geeignet, wenn Ihnen mal der Leim ausgeht. Später werden die Rest-O-mochi in Brühe zu Eßschleim verwandelt, O-zoni genannt, was allerdings nichts mit den ehrenwerten Bewohnern der ehemaligen DDR zu tun hat.
Ebenfalls zum familiären Neujahr gehört ab null Uhr die Hatsu-Zeit. Hatsu bedeutet, einem Nomen vorangestellt, so etwa "zum ersten Mal in diesem Jahr". So trinkt man Hatsu-Sake, hat einen Hatsu-yumei (ersten Traum) und geht zum Schrein oder Tempel (Hatsu-mode) usw. Kommen Sie aber bitte nicht auf die Idee, der japanischen Runde Ihren ersten Gang zur Toilette als Hatsu-unchi anzukündigen. Wenn die Blicke der Besseren Hälfte Dolche wären, wären Sie ein gescheiterter Fakir. In jedem Fall haben Sie einen handfesten Hatsu-kenka, den ersten Streit, und dazu das Image des gefühllosen Rohlings, der dem zarten Zauber des japanischen Neujahrs nur brutale Barbarei entgegenzusetzen hat.
Noch in der Neujahrsnacht oder später am Tag begeben Sie sich dann zum örtlichen Schrein oder Tempel zum Beten und Glockeschlagen. In der Schlange treffen Sie all jene Zehntausende wieder, mit denen Sie sonst zusammen an Werktagen den Pendlerzug füllen bzw. die Straßen verstopfen. Ihnen bekannte Honoratioren aus der Nachbarschaft begrüßen Sie mit einem schwungvollen "Shin-nen akemashite omeletto gozaimaus", frei übersetzt "Schön, daß Sie das Neue Jahr auch noch erleben."
Welche Strategien bieten sich an zur Vereingermanisierung des Neujahrsfestes? Vielleicht kann man statt O-zoni Kekse und statt Brühe Kaffee nehmen. Man kann O-mochi auch mit Tomatensugo und Käse überbacken (Pizza-mochi), eine Idee, die vielleicht in der Kochrubrik dieses Organs weiter verdaut werden könnte. Oder aber Sie setzen auf ein anderes Fest genau eine Woche vor Neujahr, zu dem Sie in Deutschland eine Gruppe Japaner zum Abkrähen von Oh du Fröhliche und zum Verspeisen eines Kilos großkalibriger Kekse zwingen können. Und als Nachtisch eine fettige Weihnachtsgans obendrauf. Gochiso sama deshita!
von Anne Gellert, Kumamoto
"Es war stockdunkel. Angst schnürte ihm die Kehle zu als er spürte, dass er nicht mehr in seinem Bett war - nicht einmal in seinem Zimmer. Aber wo war er? So sehr er sich auch bemühte, er konnte in dieser Finsternis nicht das geringste erkennen..." So beginnt eine Kettengeschichte, die aus jeweils 4 Sätzen von insgesamt 16 Autorinnen und Autoren besteht. Weiterlesen können Sie unter http://punktde.ruhr-uni-bochum.de/atelier.index.html. Dort finden Sie auch weitere Projekte der AG KREATIV SCHREIBEN: "Kurzgeschichten", "Vornamen als Akronyme" und "Haikus", alles Beiträge von Studierenden aus der ganzen Welt.
Was hat Punkt.de noch zu bieten? Punkt.de ist ein interaktives E-Journal, das aus einer Initiative deutscher und buratischer Studierender an der Ruhr-Universität Bochum entstanden ist. Das von der Volkswagenstiftung geförderte Projekt ist eigentlich für die "Aus- und Fortbildung buratischer Deutschlehrer in Germanistischer Linguistik via Internet" gedacht. Es ist aber generell wegen des breiten und interessanten Angebots an Artikeln empfehlenswert. Buratien ist übrigens eine russische Teilrepublik, aber die Artikel kommen nicht nur aus Russland, sondern auch aus der Mongolei, China und natürlich Deutschland. Das Spektrum der Themen reicht von Beiträgen zur germanistischen Linguistik ("Das Genus der französischen Fremdwörter im Deutschen", "Internationalismen in der Sprache der Literaturwissenschaft" usw.) über den Studentenalltag in den einzelnen Ländern ("Studentische Nebenjobs: Bushaltenstellenreiniger, Schaffnerin, Aerobictrainerin", "Sommerfest an der Ruhr-Universität Bochum", "Leben in Shanghai usw.) bis zu Kochrezepten ("Grünkohl mit Pinkel", "Sauerteigbrot" usw.). Die Beiträge sind mit zahlreichen Bildern ausgestattet, die das Verständnis und den Einsatz im Unterricht ganz wesentlich erleichtern. Da es ein interaktives Journal ist, können einzelne Studierende oder Gruppen auch eigene Artikel beisteuern. Vielleicht eine Idee für eine gemeinsame Seminararbeit?
von Sylvia Löhken, inzwischen nicht mehr Tokyo
9.6.2000
Lektorentreffen vor der Frühjahrstagung des Germanistenverbandes in Tokyo
10.-11.6.2000
Frühjahrstagung des Germanistenverbandes (Tokyo Toritsu Daigaku)
31.8.-3.9.2000
28. Linguistenseminar mit Prof. Ekkehard König (FU Berlin) in Kyoto. Thema: Das Deutsche aus der Sicht der
Sprachtypologie
8.10.2000
Lektorentreffen während der Herbsttagung des Germanistenverbandes
7.-8.10.2000
Herbsttagung des Germanistenverbandes (Nanzan Daigaku, Nagoya)
Nov. 2000
Lektorenfachseminar des DAAD