Lektorenrundbrief Nr. 6 (November 1998)


Inhaltsverzeichnis


 Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zuerst wie immer unser Dank an die Autoren, deren Beiträge wir in der vorliegenden sechsten Ausgabe des Lektorenrundbriefs veröffentlichen können. Es freut uns, dass unsere neuen Rubriken auf positive Resonanz gestoßen sind. Wir stellen daher auch in dieser Ausgabe neue Kollegen vor und bringen einen Tipp der Finanz-AG, diesmal zum Thema Überweisungen nach Deutschland.

Vor fast genau einem Jahr war der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth zu einer Lesereise hier in Japan und kehrte mit einer Unmenge von Notizen, die er unermüdlich Tag und Nacht gesammelt hatte, wieder zurück. Kurze Zeit später lag auch schon "Der Plan" vor, sozusagen das Ergebnis seines Aufenthalts. Birgit Fuchs hat den Roman etwas genauer unter die Lupe genommen. Die Probleme von Straßenkindern in Brasilien sind nicht gerade das, worum sich ein Lektor in Japan gemeinhin kümmert. Michael Höhn zeigt, wie er dennoch von Japan aus und mit JapanerInnen gemeinsam Hilfe organisiert. In Sachen Unterricht geht es ferner um ein neues Lehrwerk und um das alte Medium Tafel. Peter Harant ermuntert dazu, den eigenen Tafelanschrieb hin und wieder kritisch zu begutachten. Wer mit dem, was er/sie sieht, nicht ganz zufrieden ist, findet in seinem Artikel einige interessante Tipps.

Wir wünschen allen viel Spaß bei der Lektüre und, der Jahreszeit angemessen, beim Basteln der Adventskränze und sonstiger Weihnachsvorbereitungen.

Euer Redaktionsteam

Übrigens: Der Lektorenrundbrief ist über das DAAD-Büro in Tokyo zu bekommen.

DAAD-Außenstelle Tokyo
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 Didaktikecke

Ideen für das Tafelbild im kommunikativen Sprachunterricht

von Peter Harant, Ehime-Universität

Einleitung

Über den Einsatz von Medien zur Optimierung des Unterrichtsprozesses gibt es Tonnen von Publikationen. Besonders die neuen Medien wie Video, CD-ROM und Internet werden in der Fachliteratur laufend diskutiert. Dabei wurde die Tafelarbeit ins Abseits gedrängt, wohl unter der Annahme, daß sie ein abgeschlossenes Thema sei und der Sprachlehrer sie beherrsche. Eigene Unterrichtserfahrungen und -besuche bei Didaktikseminaren zeigen jedoch ein anderes Bild. Zu oft wird die Tafelarbeit ineffektiv und unüberlegt ausgeführt. Das Resultat gleicht eher einem Zufallsprodukt als der strukturierten Sicherung der Unterrichtsergebnisse.

In diesem kurzen Beitrag versuche ich an die wichtigsten Punkte der Tafelarbeit zu erinnern und gleichzeitig neue Impulse für einen kreativen Tafeleinsatz zu geben. Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch einige offensichtliche Gegebenheiten. Ziel der Tafelarbeit ist letzten Endes der intergrierte Medieneinsatz, der den Unterricht abwechslungsreich und gewinnbringend gestaltet. Um Mißverständnisse in der Terminologie zu verhindern, sei daran erinnert, daß man als Tafelbild die abgeschlossene Tafelarbeit bezeichnet; also alles, was an die Tafel geschrieben und gezeichnet wurde.

1. Die Tafel

Das traditionelle Medium Tafel hat einige Vorteile, die dazu führen, daß die Wandtafel auch noch in unserer hochtechnisierten Zeit Standardausrüstung in jedem Klassenraum ist. Sie ist einfach zu handhaben und oft einzig verfügbares visuelles Medium. Anders als manches Sprachlabor oder mancher Tageslichtprojektor ist die Tafel verläßlich und immer gebrauchsfertig, sofern Kreide und ein Tafelreiniger vorhanden sind. Die Verwaltung schätzt den relativ billigen Anschaffungspreis einer Tafel, ihre Robustheit und Langlebigkeit.

Ein offensichtlicher Nachteil sind Kreidestaub an Händen und Kleidung, was aber durch staubfreie Kreiden reduziert werden kann. Außerdem kann das Schreiben mit dem Rücken zur Klasse in bestimmten Umfeldern die Lerner zu unerwünschtem Verhalten verführen.

Von Vorteil ist, daß die ganze Klasse das Tafelbild sehen kann, wenn es richtig erstellt worden ist und die räumlichen Gegebenheiten mit einbezogen worden sind. Es wird somit zum zentralen Fixpunkt. Text oder Zeichnungen entstehen vor den Augen der Studenten. Teile können schnell hinzugefügt, ersetzt oder ausgewischt werden. Zusätzliche Medien wie Bildkarten, eine Projektionsleinwand etc. können an der Tafel befestigt werden. Schüler aller Altersgruppen können die Tafel mit Leichtigkeit benützen und damit aktiv in die Unterrichtsgestaltung integriert werden.

Das Tafelbild kommt einer Visitenkarte des Lehrers gleich und sollte deshalb wohlüberlegt angefertigt werden. So oberlehrerhaft es auch klingt, aber man sollte immer eine saubere Tafel benutzen und seinem Nachfolger in einem Klassenzimmer eine ausgewischte Tafel hinterlassen. Den Einsatz von verschiedenfarbiger Kreide sollte man planen und nicht willkürlich zur nächst erreichbaren greifen. Helle Kreide (weiß, gelb) ist leichter lesbar als dunkle (rot, grün, blau). Farbige Kreide benützt man am besten sparsam, so zur Hervorhebung von Strukturmustern, Morphemen etc.

Achten Sie darauf, Buchstaben und Zeichnungen horizontal und groß genug zu halten (ca. 4 cm) und deutlich zu schreiben. Allzuoft führt schnelles Schreiben zu unleserlichen Wellenlinien, die selbst für Muttersprachler schwer zu entziffern sind. Da unsere japanischen Studenten wenig Umgang mit dem lateinischen Alphabet haben, empfehle ich Druckbuchstaben statt Schreibschrift. Auch so gibt es noch zu viele Abschreibfehler in den Heften der Studenten. Bei Personenzeichnungen ist darauf zu achten, daß Kopf und Körper zusammen so lang wie die Beine sind.

Sehr oft wird das Tafelbild unansehlich oder wirkt unausgewogen, da versäumt wird, die Tafel in Haupt und Nebentafel einzuteilen. Die Haupttafel steht für das geplante Tafelbild zur Verfügung, die Nebentafel ausschließlich für spontane Ideen oder Fragen, z.B. zu Vokabeln. Grafik Stehen Sie nicht zu lange mit dem Rücken zur Klasse und vermeiden Sie dabei vor allem ausführliches Reden. Die Lerner können Sie nämlich kaum verstehen. Betrachten Sie Ihr Tafelbild kritisch, ob es gut aussieht. Ist der Tafelanschrieb auch von den Seiten und von hinten gut lesbar? Lassen Sie den Studenten genug Zeit zum Abschreiben und behindern Sie nicht die Sicht. Sie sollten auf die Seite gehen oder noch besser währenddessen einige Hefte kontrollieren und den individuellen Kontakt mit den Lernern pflegen. Vor allem zurückhaltende Studenten, wie man sie in Japan antrifft, fragen nur so den Lehrer und nie im Plenum. Wenn der Platz an der Tafel ausgeht, sollten Sie stets nur ganze Teile oder Einheiten auswischen, die nicht mehr gebraucht werden. Gestalten Sie ihr Tafelbild klar und übersichtlich; Flickschusterei oder Schreiben in Lücken dienen weder der Ergebnissicherung noch dem Unterrichtserfolg. Sie verwirren nur die Lerner und erschweren den korrekten Hefteintrag.

Die hier angestellten Überlegungen können aus Platzgründen an dieser Stelle nicht an konkreten Beispielen vorgestellt werden. Jedes Lehrbuch enthält aber eine Fülle an Ideen. Es liegt am jeweiligen Lehrer, diese Anregungen zu einem harmonischen Tafelbild zusammenzufügen.

Hier sind einige Anwendungsbereiche:

Zusammenfassend erscheinen mir folgende Punkte essentiell:

  1. Eine große Tafel muß man in Haupt- und Nebentafel einteilen.
  2. Tafelbild vorplanen und wachsen lassen, um Interesse ("Spannungsbogen") zu erhalten.
  3. Gute Tafelarbeit hilft den Studenten und erzeugt eine positive Klassenatmosphäre.
  4. Der Tafelanschrieb dient der Ergebnissicherung der Unterrichtsarbeit.
  5. Effektive Tafelarbeit kann gelernt und verbessert werden. Übung macht den Meister.

Kurzbibliografie:

Byrne, Donn/Hermitte, Rosa Maria. Die Tafelzeichnung im Fremdsprachenunterricht. Eine Anleitung. München 1984.
Freudenstein, R. Funktionen von Unterrichtsmitteln und Medien. In Bausch, H.-R., Christ, H., Hüllen, W. and Krumm, H.-J. (Hrsg.), Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen 1995, S. 288-291.
Mugglestone, Patricia. Planning and Using the Blackboard. London 1983, 2. Aufl.
Wright, Andrew/Haleem, Safia. Visuals for the Language Classroom. London, New York 1992, 2. Aufl.


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 Rezension 1

Gerhard Roth: Der Plan. Roman.

Eine Kritik von Birgit Maria Fuchs
 

"Der neue Gerhard-Roth-Roman "Der Plan" ist spektakulär - vor allem wegen seiner unspektakulären Momente" schrieb Christian Seiler im Profil (österr. Wochenzeitung) am 22. Februar 1998. Außerdem versah er seine Kritik mit 4 Sternen, und damit mit der Höchstnote 'exzellent'. Ich muß einen anderen Roman gelesen haben, denn das Buch, das ich unter "Der Plan" im Februar in Österreich gekauft und im April in Japan gelesen habe, kann es nicht gewesen sein. Der Plan ist eine banale Geschichte, nicht besonders interessant geschrieben und strotzt zudem vor Klischees, die einem spätestens nach 100 Seiten schrecklich auf die Nerven gehen.

Die Geschichte eines österreichischen Bibliothekars, Feldt, auf einer Reise nach Japan erscheint die ideale Lektüre für jede/n, die/der Japan besuchen möchte oder kennt. Es sei hier jedoch vor zu großen Erwartungen gewarnt. Man ist von Roth durchaus Besseres gewohnt, als diese einfach gestrickte Kriminalgeschichte, die mehr auf den Reiz des Fremden, in Gestalt Japans als fernem Land, als auf ein gutes Plot oder gutgeschriebene Sätze setzt. Ohne den Reiz des Fremden, ohne den Umstand, daß Japan als das unbekannte Land zwischen den Zeilen locken würde, wäre das Buch wohl auch kaum so oft begeistert rezipiert worden. So täuscht die Reisebeschreibung Japans darüber hinweg, daß der Autor nicht wirklich viel zu erzählen hat, wenn frau davon absieht, daß wir genau über die inneren Befindlichkeiten eines Asthmatikers aufgeklärt werden. Die wenigen Stellen über die Faszination, die die Hauptfigur Feldt mit dem Lesen verbindet, sind allerdings anregend und geradezu schön geschrieben. Ja, wir wissen, daß die in Japan verwendete Schrift mit unserer nichts gemein hat und außerdem noch recht nett anzusehen ist, aber das hat Japan wohl mit einem gut Teil der Welt gemeinsam, weswegen die dauernde Wiederholung eher auf Ignoranz denn eine gute Beobachtung des Landes hindeutet. Besonders die allzu platten Erklärungen wie folgende "Rote und blaue Fahnen in Kanji und Kana (chinesische und japanische Schriftzeichen, wie er aus der Lektüre seines Reiseführers wußte) hingen schlaff vor den Geschäften im Regen" (24) sind anfangs noch erträglich, werden aber dann zunehmend langweilig. Es ist erfreulich, daß Herr Roth Reiseführer lesen kann, und er wird es wohl gewesen sein, der die Reiseführer gelesen hat, allerdings könnte die Leserin doch mehr erwarten. "Die Autokarten waren weiß, gelb, hellrot und blau - beschriftet mit den fremden Zeichen war sie für Feldt ein Wegweiser in eine andere Welt." (89) Auch die chinesische, arabische und koreanische Schrift hätte denselben Effekt, es ist schade, daß die Chance, darzustellen, was fremd und anders an einer Kultur und an dem Zusammenprall dieser mit der eigenen ist, so in Gemeinplätzen ertränkt wird, daß fast nichts mehr davon übrigbleibt und einem die Lust am Lesen vergeht. Seiler schreibt, es sei ein "Buch der unschuldigen Beobachtungen" - nein, es ist ein Buch des nichts sehenden und nichts verstehen wollenden Zuschauens.

Vollends ins Abseits stellt der Autor sein Buch allerdings dort, wo er Feldts Begegnungen mit japanischen Frauen beschreibt. Hier haben wirklich die überhitzten Phantasien eines pubertären Geistes zugeschlagen. (Siehe dazu die Seiten 107-108 oder 255-258)

Roth überläßt auch den Schluß, und der sei hier verraten, einem Klischee - Feldt stirbt nach einem Erdbeben. Einzig der Epilog des Buches, ein fiktiver Bericht des Sekretärs der Österreichischen Botschaft in Tokyo hat genügend Distanz, um ohne das Figurenkabinett aus Geishamädchen, kriminellen Antiquitätensammlern und verrückten Erdbeben-forschern auszukommen.

Der Plan. Roman. S. Fischer. Frankfurt/M. 1998. 301 S.

Kurzbiographie Gerhard Roth:

Geboren 1942 in Graz, Österreich. Arbeitete nach einem abgebrochenen Studium der Medizin 1966-1977 als Programmierer und Organisationsleiter im Computerrechenzentrum Graz. Mehrere USA-Reisen. Lebt ab 1977 als freiberuflicher Schriftsteller in Graz und in der Südsteiermark, von 1980-1986 in Hamburg, dann wieder in Österreich. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke. 1991 schloß er seinen siebenbändigen Romanzyklus "Die Archive des Schweigens" ab.

Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. den Alfred-Döblin-Preis und den Preis des österreichischen Buchhandels.


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 Von der Eindimensionalität in die Mehrdimensionalität

Lektor/innen in Japan engagieren sich für Straßenkinder in Brasilien
von Michael Höhn, Staatliche Fremdsprachen-Hochschule Osaka

Lektor/innen im Ausland gehören meist zu einer sehr beschäftigten Berufsgruppe, und einige unter uns mögen schon durch ihre Arbeit zwischen Ost und West und die erschwerte Stellung des Deutschunterrichts an ein gewisses Limit ihrer Kräfte und Phantasien gelangt sein.

Dennoch heißt es: Wegkommen von der Eindimensionalität, hin zur Mehrdimensionalität! Nicht nur wegen der Brisanz der Situation vieler sog. Entwicklungsländer besteht dringender Handlungs-bedarf. Unsere Studierenden - und auch Stipendien-vergeber wie DAAD oder Rotary-Club - fragen heute bei Entscheidungen vermehrt nach breiteren Perspektiven als nur der Ost-West-Perspektive: Umwelt- und Eine-Welt-Themen sind heute gefragt!

Und warum nun gerade Straßenkinder in Brasilien? Hierfür gibt es etliche Gründe: Kinder haben immer noch eine relativ schwache Lobby. In keinem Land gibt es so viele Straßenkinder wie in Brasilien (zwischen 7 und 10 Millionen), und in keinem Land werden so viele von ihnen ermordet wie dort (1997 nur in Sao Paulo mehr als 4000(!) Minderjährige). Gleichzeitig gibt es in keiner Stadt der Welt eine dichtere Konzentration deutscher und japanischer Firmen als in Sao Paulo. Und dort leben auch weltweit am meisten japanische und deutsche (jew. ca. 1,2 Millionen) Emigrantinnen und Emigranten.

Probleme und Chancen: Eines der Hauptprobleme in den Nord-Süd-Beziehungen Japans ist ein nahezu unvorstellbares Informationsdefizit und eine gewisse Berührungsangst mit Nichtjapanischem und Nichtwestlichem (So gibt es in Japan nur rd. 8.000 Mitglieder von Amnesty International; in Deutschland waren es im gleichen Zeitraum etliche zehntausend). Andererseits sind JapanerInnen für Kinderprobleme doch nicht ganz verschlossen: So treffen sich z.B. Straßenkinder-Studiengruppen an zwei Universitäten in Osaka, an der Nanzan-Universität/Nagoya und demnächst auch an der Sophia-Universität - i.d.R. sogar wöchentlich.

Aktionen: Die - gegenüber internationalen Fragen - offenste Gruppe innerhalb der japanischen Gesellschaft sind Studierende und Dozierende (mit internationalen Erfahrungen). Und so sind ein, zwei einführende Informationsveranstaltungen (spezielle oder im Zusammenhang mit einem der verschiedenen Universitäts-Programme oder -Festivitäten) und dann auch der Aufbau einer "study-group" am erfolgversprechendsten. Dabei kann man auch Professor/innen zur Kooperation gewinnen (Raum für die Studiengruppe, Werbung, Durchführung bes. Veranstaltungen etc.), speziell an den Erziehungs- und Humanwissenschaftlichen Fakultäten, in der Portugiesisch-Abteilung - oder auch den entsprechenden Vertreter/Pastor an einer christlichen Universität.

Konkrete Aktionen sind dann Verastaltungen mit Menschen- und Kinderrechtsorganisationen (Gast-sprecher/in), Versand von Kleidern, Schreibwaren, Musikinstrumenten etc. nach Brasilien, Informations- und Fairtrade-Stände während Universtäts-veranstaltungen, auch Studienreisen oder Internships.

Das konkrete Projekt in Brasilien "Reconciliacao do Menor": Es wurde 1986 von einem amerikanischen und einem deutschen Pastor in Sao Paulo aufgebaut, bietet täglich Verpflegung und Ausbildung für rund 250 Kinder und Jugendliche, arbeitet eng zusammen mit den Familien in den umliegenden Favelas und kann dieses Jahr die ersten beiden Studentinnen auf eine Universität schicken. Dieses Projekt hat auch verschiedene Kunst- und Sportgruppen: Eine davon - die Theatergruppe "Estrada de Amanha" ("Morgenstern") - kam im Juli 1997 hierher nach Japan, um etliche Vorstellungen zu geben und ging - nach großem Erfolg (u.a eine NHK-Sendung) - in diesem Februar auf ihre zweite Auslandstournee, diesmal nach Deutschland (16 Veranstaltungen über die Straßenkinder-Problematik) und wird auch bei der EXPO 2000 in Hannover auftreten.

Schließlich gründeten wir vor gut zwei Jahren das Brasilien-Kinderhilfs-Netzwerk. Es ist ein - noch bescheidenes - NGO, das aber ein immer dichteres Netz aufbauen möchte (Anfragen und Kooperations-bereitschaft kamen inzwischen aus Niigata bis Okinawa...), ausgehend von Studiengruppen an Universitäten und von aufgeschlossenen Mit-bürger/innen. - Schließlich bin ich soeben erst aus Brasilien zurückgekehrt, um auch ein Arbeitsbuch über Straßenkinder zu schreiben - speziell für unsere Studierenden.

Interessierte können Kontakt aufnehmen mit:
Michael Höhn; Imamiya 3-26-46-403; Minoo-shi; 562-0033 Osaka-fu
TEL / FAX: 0727-27-4047
Postscheck-Konto: 00940-9-90810 (Nihon-Burajiru-Kodomoshien-Nettowaaku = "Japan-Brasilien-Kinderhilfs-Netzwerk")

"Nichtwissen tut niemandem weh - mit Ausnahme derer, denen wehgetan werden kann - weil niemand es weiß." Erich Fried


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  DMDMDM Finanz-AG DMDMDM

Internationale Überweisungen von Japan aus

von John Kluempers, Tokyo

Als ausländische Lehrkraft wird man meistens in einheimischer Währung bezahlt, in unserem Fall in Yen. Das heißt aber nicht, dass die Verbindung mit der Heimat völlig abgebrochen ist. Einige behalten ihre Wohnsitze in Deutschland und müssen deshalb verschiedene Posten (u.a. Miete, Strom/Wasser/Gas, Versicherungen) bezahlen. Was auch immer der Grund sein mag, Summen nach Deutschland überweisen zu müssen: Die Aktion kann tief ins Taschengeld hineingreifen. Was tun? Banken stehen da natürlich gern zu Diensten. Damit gehören auch ungewollte Kosten dazu, und zwar nicht nur von Seite der japanischen 'ginko': Auch die deutsche Bank beteiligt sich gern großzügig daran und zweigt eine kleine Spende für ihre Mühen ab, d.h. für die Wartung der elektronischen Geräte, die eh alles erledigen. Aber als Deutsche/r kann man diese Wucherei leicht umgehen. Wie? Mit einem alten treuen Freund, der deutschen Post.

Internationale Überweisungen per Bank: Ein Beispiel

Warnung: Diesen Bericht schreibe ich nach Erfahrungen mit etlichen Überweisungen an eine amerikanische Bank. Abweichungen könnte es also von deutscher Seite geben, aber die Kosten in Japan sind gleich.

Mein Konto führe ich bei der Sanwa-Bank. Aus dem Büchlein "Leitfaden" (sehr empfehlenswert, beim IKOI-Verlag erschienen) habe ich erfahren, dass die Sanwa eine der günstigsten Banken ist, wenn man Geld ins Ausland überweist. Außerdem wichtig: Ob man dort ein Konto führt oder nicht, ist letztendlich egal. Man wendet sich an das Personal in der internationalen Währungsabteilung.
Betrag Sanwa Bank:
alle Summen 4.500 Yen
(per Telegraph/Telex - seit Juli hat man keine Wahl mehr, bei Sanwa die Überweisung über die Post zu schicken, was früher günstigerweise 2500 Yen gekostet hat)>

Sollte man es eilig haben, kann man den Betrag telegraphisch/per Telex senden, dafür zahlt man ein paar tausend Yen Zuschlag. Nach Los Angeles war das Geld über die Post ca. 7 Tage auf dem Weg. Gar nicht schlecht, wenn man in Betracht zieht, dass eine Übermittlungsbank in New York mit dabei war. Dieser lange Umweg hat jedoch etwas gekostet: 12 US-Dollar. Nach Deutschland büßt man auch einige Mark ein, aber dieser Betrag ist unterschiedlich hoch, je nachdem, ob die japanische Bank in Verbindung mit der deutschen steht oder nicht. Nach einzelnen Gebühren muss man sich leider selbst erkundigen.

Man kann sich etwas Zeit und relativ viel Geld ersparen, indem man zur Post geht (längere Öffnungszeiten und ziemlich kompetent).

Die Postüberweisung, oder: Wie ich gelernt habe, mir keine Sorgen mehr zu machen und den Postboten lieb zu haben

Die Post bietet die billigste Methode, Ihr Geld ins Ausland verschwinden, äh, schicken zu lassen. Die Gebühren sind vom Überweisungsbetrag abhängig (siehe Tabelle).

Es gibt verschiedene Arten, kleine Vermögen nach Deutschland (oder anderen Ländern mit Postbanken) zu versenden: Scheck an die Postadresse des Empfängers, Scheck auf das Konto des Empfängers sowie Überweisung von einem japanischen auf ein deutsches Postgirokonto.

Betrag Einzahlung am Schalter Überweisung vom eigenen Postkonto
 
  an die Postadresse des Empfängers auf ein Konto des Empfängers an die Postadresse des Empfängers auf ein Konto des Empfängers
         
bis 100.000 Yen 1.000 Yen 700 Yen --- 400 Yen
bis 200.000 Yen 1.500 Yen 1.000 Yen --- 400 Yen
      ---  
bis 500.000 Yen 2.000 Yen 1.500 Yen --- 400 Yen
 

Für jede weiteren 500.000 Yen kommen bei der Einzahlung 500 Yen hinzu. In Eilfällen kann man auch Überweisungen per Telegramm (+4.400 Yen) oder per Telex (+1.000 Yen) ausstellen lassen. Ein Konto-zu-Konto Telex-Transfer kostet 1.000 Yen mehr.

Lehre: Man ist gut beraten, ein Postkonto daheim zu eröffnen, um die hartverdienten Yen sorgenfrei und preiswert in DM (später: EURO) umwandeln können. Ein japanisches Postgirokonto zu eröffnen, ist auch keine schlechte Idee, weil die Zinsen (wenn man sie so nennen kann) etwas höher sind.
 
 


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 Rezension 2

Chika Kietzmann: Eine Japanerin in Deutschland

von Anne Gellert, Kumamoto

Als ich noch in Japan war, rief Hardy mich an einem Sonntag an und sagte, dass er an diesem Tag seinen Brief an mich nicht abgeschickt hätte."Ich wollte dir eine Kopie von einem Artikel mitschicken, aber heute ist Sonntag. Es gibt keine Kopiermöglichkeit." erklärte er. Ich verstand nicht, warum er am Sonntag nicht kopieren kann. "Sonntags sind die Geschäfte zu." "Warum?" "Das ist Gesetz." "Konntest du nicht in einem Seven-Eleven kopieren?" "Wir haben keinen Seven-Eleven." "Warum denn nicht?" "Unser Gesetz erlaubt es nicht." Es dauerte sehr lange, bis ich begriff, dass Dinge, die ich in Japan für selbstverständlich gehalten hatte, in einem anderen Land nicht unbedingt selbstverständlich sind.

In kleinen witzigen Episoden erzählt Chika Kietzmann von ihren Erlebnissen als Japanerin in Deutschland, wo sie seit 1990 mit Hardy, ihrem deutschen Ehemann, lebt. Sie beschreibt ihre anfänglichen Probleme mit der deutschen Lebensweise, wie sie sich in Deutschland immer besser zurechtfindet und wie schließlich auf die "Enttatamisierte" in Japan reagiert wird. Es geht nicht nur um alltägliche Dinge wie Einkaufen, Abwaschen, Wäscheaufhängen, Alkoholkonsum usw., sondern z. B. auch um Religion, Emanzipation, persönliche Freiheit und, da sie auch in Deutschland studiert hat, um das Leben an der Universität. Ein interessantes, sehr persönliches, auch für Japaner mit relativ geringen Deutschkenntnissen einfach zu verstehendes Buch. Eine Empfehlung also nicht nur für die eigene Lektüre, sondern auch für den Unterricht.

Chika Kietzmann: Eine Japanerin in Deutschland. Econ Taschenbuch Verlag, Düsseldorf, 1995, 143 S., 12,90 DM
 


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 Die Neuen

Till Weber (Jahrgang 65), Okinawa

Eigentlich gehöre ich höchstens am Rande zum Einzugsgebiet der Lektoren in Japan - Okinawa ist eben nicht Japan. Wenn man hier eine Reise nach Tokyo ankändigt, lautet die Reaktion: "Nihon-e ikimasuka?" Jedenfalls treffeich hier auf ein anderes Japan, als ich es in meiner Deutschlehrerzeit 93/94 bei einer Sprachschule in Tokyo (Sie wissen schon, NO VAcation) kennenlernte. Nach dieser Zeit machte ich in meiner Heimatstadt Berlin das 2.Staatsexamen (Studienrat/Englisch und Geschichte). Seit April 1998 bin ich wieder in Japan (wirklich Japan?) und unterrichte einen bunten Reigen von Studenten der Ryukyu-Universität. Meine Interessensgebiete sind didaktische Fragen, speziell handlungsorientierter Unterricht (bin schon ein Fan von Peters Bastelecke geworden), deutsche Landeskunde und ältere japanische Geschichte.

E-Mail: [email protected]
 



 Bernd Clausen, Muroran

Seit dem 30. September darf ich nun in Japan, genauer gesagt auf Hokkaido, als Lektor arbeiten. Das war nun gar nicht vorauszusehen. Ich habe zunächst Sinologie und Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Musikethnologie in Göttingen studiert. Mein besonderes Interesse galt den Schlagzeugpattern in den chinesischen Opern, aber irgendwann trieb es mich ganz plötzlich nach Hannover an die Musikhochschule (vulgo MuHo). Dort studierte ich dann Kirchenmusik (vulgo KiMu) und Schulmusik für das Lehramt an Gymnasien (vulgo SchuMu). Ich bin also eigentlich Kimu und Schumu... und doch wieder nicht, denn ich bin dann in den Aufbaustudiengang Musikwissenschaft hineingerutscht und hatte Lehraufträge an der MuHo zum Thema "Asiatische Musik". Schliesslich habe ich dann noch Germanistik studiert und meine Arbeit interdisziplinär zwischen Musik und Deutsch geschrieben. Forschungsschwerpunkt sind zur Zeit die Beziehungen zwischen Europa und Asien im 18. Jahrhundert, und hier interessiert mich auch die sogenannte fremde Seite, d.h. der Blick Asiens auf Europa und die Adaptionen, die geschahen und die Kritik... natürlich in den Bereichen Musikästhetik und Theater. So, genug, mehr wird nicht verraten. Ich glaube übrigens, dass es einen Menschen gibt, der verantwortlich ist für meinen Aufenthalt. Das ist mein japanischer Aikidolehrer in Hannover, Hayashi-Sensei. Nicht nur über "tenkan" und "shihonage" habe ich etwas erfahren, sondern auch über das "hannya shingyo" und wie man "ika" zubereitet (übrigens meine Lieblingsspeise!)

E-Mail: [email protected]


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 Termine, Termine!

21.-23.11.98 -- JALT-Jahrestagung in Omiya (http://www.langue.hyper.chubu.ac.jp/jalt)
8.12.98 -- 10jähriges Jubiläum des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokyo. Kontakt: Fax: (03) 3222-5420, email: [email protected]
9.12.98 -- Weihnachtsfeier des DAAD-Büros Tokyo im Deutschen Kulturzentrum, Tokyo ([email protected])
21.3. -27.3.99 -- Kulturseminar mit Prof. Fischer-Lichte (Berlin) in Tateshina Thema: Theatralität - Spielräume kultureller Inszenierungen; Kontakt: Japanische Gesellschaft für Germanistik ([email protected]; http://wwwsoc.nacsis.ac.jp/jgg/index-d.html)
April 1999 -- Einführungsseminar für neueingereiste Lektorinnen und Lektoren in der DAAD-Außenstelle Tokyo ([email protected]; Fax (03)3582-5554) BITTE WEITERSAGEN !
21.5.99 -- Großes Lektorentreffen in Tokyo
22.-23.5.98 -- Frühlingstagung der Japanischen Gesellschaft für Germanistik an der Sophia-Universität, Tokyo
1.-6.8.99 -- 12th World Congress of Applied Linguistics (AILA 99) (http://www.langue.hyper.chubu.ac.jp/jacet/AILA99)
21.-24.8.99 -- Asiatische Germanistentagung in Fukuoka ([email protected] ; http://wwwsoc.nacsis.ac.jp/jgg/dokubun/asia721.htm )

Sylvia Löhken, Tokyo